Rezension Die Stadt am Kreuz von Rafaela Creydt

Die Stadt am Kreuz stand schon länger auf meiner Leseliste und hat es nun endlich geschafft, sich nach vorne zu drängeln.

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist wunderbar vielschichtig. Und auch, wenn man in diesem Roman vor allem den Trümmerkontinent kennenlernt und hier die Stadt Duremm, die in einer geologischen Besonderheit erbaut wurde, der Kreuzung zweier Flüsse in einer sonst eher kargen Wüstenlandschaft, so bekommt man doch einen Einblick, der einem zeigt, dass diese Welt noch um einiges größer ist.

Zu Beginn lernen wir Tresten kennen, dessen Verlobte von ihrer N’Duma Dahn (einer Art Leibwache) getötet wurde. Tresten ist untröstlich über seinen Verlust, und als Teklija na Kamatasai nicht zum Tode verurteilt, sondern lediglich nach Duremm in die Verbannung geschickt wird, bricht er mit seiner Familie, denn seine Mutter ist die oberste Richterin zur Rechten und hat das Urteil verkündet.

Trost findet er nur bei Raika, seiner besten Freundin und Tochter des Gerichtshofes zur Linken, weshalb diese beiden sich nicht einmal kennen dürften – damit unabhängige Urteile möglich sind, ist jeglicher Kontakt zwischen den beiden Gerichtshäusern verboten.

Und dann sind wir zwei Jahre später mit Teklija in Duremm. Erleben mit ihr die wahnwitzige Architektur der Stadt, die zum Teil in den Fels geschlagen und zum Teil an Seilen aufgehängt über den Flüssen schwebt. In einem schwebenden Wirtshaus hat sie Unterschlupf gefunden und nutzt eines Tages ihre Chance, als es zu einer Schlägerei kommt (an der sie nicht ganz unschuldig ist), um sich einen neuen Zadih zu suchen. Denn eine N’Duma Dahn ohne Zadih ist wie eine Seele ohne Körper – nutzlos.
Doch kaum hat sie Ruben das Leben gerettet und sich so rechtmäßig zu seinem neuen N’Duma Dahn ernannt, fällt ihr auf der Flucht vor den Verfolgern auch noch ein kleines blondes Mädchen in die Arme – und plötzlich steht sie vor der Aufgabe, zwei Menschen mit ihrem eigenen Leben zu beschützen, die beide nicht darum gebeten haben.

Natürlich ist diese Aufgabe fast unmöglich, selbst mit der Hilfe einer Heilerin, die mit Ruben befreundet ist und eines Angebers, der zum Treuen Volk gehört, welches magiebegabt ist, ist die Aufgabe fast nicht zu bewältigen. Teklija ist mehrfach kurz davor, einfach aufzugeben.

Natürlich spielen auch Tresten und Raika eine nicht unerhebliche Rolle, die man erst nach und nach versteht.
Rafaely Creydt hat nicht nur eine wunderbare Welt erschaffen, die sich vor dem geistigen Auge des Lesers sehr lebendig entwickelt, sie schafft es auch meisterhaft, dem Leser erst nach und nach alle Hinweise zu geben, die er braucht, um das Große Ganze zu durchschauen. Und gerade die so menschlich angelegte Teklija, die im Gegensatz zu ihrer perfekten körperlichen Ausbildung in zwischenmenschlichen Bereichen so unbedarft und unbeholfen ist, dass man sie mehrfach nehmen und schütteln will, und die dann doch irgendwann erkennt, dass es tiefere Bindungen als die zwischen N’Duma Dahn und Zadih gibt, sorgen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

Ich freue mich sehr auf weitere Geschichten aus diesem Universum, welches so vielschichtig angelegt ist, dass es noch vieles zu erzählen gibt.

Sehr gerne gelesen und daher mit fünf Sternchen versehen.

Rafaela Credt: Die Stadt am Kreuz
In Farbe und bunt, 2015
€ 13,80
ISBN: 978-3-941864-37-5

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