Rezension Obsidian – Schattendunkel von Jennifer L. Armentrout

Nachdem ich jetzt lange Zeit nur sehr wenig und vorwiegend Sachbücher gelesen habe, komme ich nach und nach wieder dazu, auch Belletristik zu lesen. Und auch, wenn ich einige Bücher nicht rezensiert habe, weil es mir an Zeit und Muße mangelte, will ich doch endlich wieder damit anfangen.

Obsidian von Jennifer L. Armentrout ist mir schon vor einiger Zeit ins Auge gesprungen (autsch!), aber ich habe es nie mitgenommen. Als ich neulich eine Woche Urlaub hatte und ein bestelltes Buch abgeholt habe, durfte es endlich mit. Ich mag das Wort Obsidian und auch den Stein, den es benennt. Es ist für mich etwas Geheimnisvolles, Dunkles, Märchenhaftes. Vom Klappentext her wusste ich immerhin, dass ich Jugendfantasy in der Hand halte, und ich fühlte mich ein wenig an die Twilight-Serie erinnert. Was nicht grundsätzlich positiv zu sehen ist.

Dann fing ich an zu lesen. Und ja, die Ähnlichkeit blieb. Ein junges Mädchen an der Grenze zum Erwachsenwerden zieht in eine verschlafene Kleinstadt und lernt einen atmberaubend gut aussehenden Typen kennen, der sich ihr gegenüber ekelhaft abweisend verhält. Und dann freundet Katy sich mit seiner Schwester an. So weit, so bekannt. Gähn. Die ständige Betonung, wie unglaublich gut alle aus seiner Familie und seinem Freundeskreis aussehen, ließ mich fast das Buch weglegen. Aber dann war plötzlich etwas anders. Statt einer Damsel in Distress bekam ich ein selbstbewusstes Mädchen, das für sich und ihre Ziele einsteht und dem ekelhaft gut aussehenden und ebenso arroganten Kerl doch tatsächlich Paroli bietet. Die Spaghettiszene (lesen, Leute, ich verrate doch nicht alles!) hat mich zum Schmunzeln gebracht. Und die kleinen Seitenhiebe auf Twilight sowieso.

Und ja, ihre neuen Freunde sind so viel stärker, schöner und toller als sie, dass sie hin und wieder Katy retten, aber netterweise schafft Katy es eben auch, für die anderen einzustehen und mit ihren ganz normalen menschlichen Fähigkeiten Übermenschliches zu bewirken.

Am Ende des Buches ist die Story noch lange nicht vorbei, es folgen noch vier weitere Romane dieser Reihe, und auch, wenn mich das Buch nicht völlig vom Hocker gerissen hat, ließ es sich angenehm genug lesen, um wissen zu wollen, wie es weitergeht. Und ob Katy sich weiterhin behauptet und ihren wunderbar selbständigen Kopf behält.

Fazit: Ein netter Roman für Zwischendurch, ein bisschen in Richtung Twilight, aber ohne das ganze hilfloses-Mädchen-Getue und als Liebe verpacktes Stalking. Gefällt mir, bekommt 3,5 Sterne.

Jennifer L. Armentrout: Obsidian. Schattendunkel
Carlsen Taschenbuch, 2018 (Deutsche Erstausgabe 2014)
ISBN: 978-3-551-31601-1
€ 9,99 (D) / 10,30 (A)

Rezension Sternensturm – Das Herz der Quelle von Alana Falk

Das Buch macht schon optisch etwas her. Hardcover mit einem wunderschönen, haptisch gestalteten Schutzumschlag, der gut zum Inhalt des Romans passt.

Der Roman ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht, was ich überwiegend passend finde.

Zum Inhalt:
Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht von Liliana und Adara geschrieben. Während Liliana die Verbindung mit ihrer magischen Quelle noch vor sich hat, hat Adara diese nicht nur bereits hinter sich, sondern auch einen schweren Schicksalsschlag erlitten, der ihr Denken und Handeln fast vollständig bestimmt.
Liliana ist eine unbekümmerte Achtzehnjährige, die in Auckland lebt und studiert und ihrer Aufgabe als Magierin mit Vorfreude entgegen schaut. Die Magier leben fast unerkannt unter den Menschen und beeinflussen die Natur, um so größere Katastrophen abzuwenden, die die Menschheit immer wieder und immer häufiger bedrohen. Die Welt der Magier teilt sich überwiegend in Magier und Quellen auf, die nur als verbundene Paare Magie wirken können. Es gibt jedoch auch Menschen ohne magische Fähigkeiten in der Gemeinschaft, die zum Teil im Rat sitzen, außerdem gibt es die Wächter, die den Paaren aus Magier und Quelle zugeteilt sind und – so weit ich es verstanden habe – die korrekte Anwendung der Magie überwachen.
Nach und nach verknüpfen sich die Ebenen von Liliana und Adara, worauf es jedoch wirklich hinausläuft, erfährt man erst recht spät. Ich bin verhältnismäßig früh darauf gekommen, was meinem Lesegenuss jedoch absolut keinen Abbruch getan hat.

Während Liliana entgegen ihrer eigenen Einschätzung ziemlich arrogant und herablassend ist, ist Adara gebrochen und nur noch darauf fokussiert, den Schicksalsschlag rückgängig zu machen. Beide haben eine besondere Beziehung zu ihrer Quelle, bei Liliana beginnt diese jedoch mit heftiger gegenseitiger Abneigung. Auch dass der Magiefluss zwischen Chris und ihr anfangs stark blockiert ist und die beiden sich einer lebensbedrohlichen Prüfung unterziehen müssen, macht es nicht leichter, doch letztlich finden sie zueinander und können gemeinsam Magie wirken.

Adara hingegen muss sich irgendwann entscheiden, ob sie egoistisch oder altruistisch handelt, ob sie sich für die Liebe oder für das Wohl der Allgemeinheit entscheidet. Und um diese Entscheidung beneide ich sie absolut nicht.

Ein bisschen schade finde ich, dass manche Dinge nur angerissen, aber nicht erklärt werden. So bewirkt der Magiefluss zwischen Magier und Quelle eine starke körperliche Anziehung, gleichzeitig sind jedoch Beziehungen zwischen ihnen vom Rat strengstens verboten. Es wird jedoch nicht erklärt, woher dieses Verbot rührt, so dass es ein bisschen konstruiert wirkt, um Liliana und Chris künstlich Steine in den Weg zu werfen.

Auch die Hintergründe des Rates werden nicht erklärt (ich hoffe, dass man im zweiten Band mehr darüber erfährt), was mich ein wenig unwillig zurückgelassen hat.

Alles in allem jedoch empfinde ich das Buch als sehr gelungen und habe es regelrecht verschlungen. Alana Falk hat einen sehr angenehmen, flüssigen Schreibstil, der nicht aufgesetzt, sondern sehr natürlich wirkt, und sie ist in der Lage, Landschaften und Orte so so beschreiben, dass ich sie wie einen Film vor meinem inneren Auge sehen kann, ohne je in Neuseeland gewesen zu sein.

Ich hoffe, es ist kein zu großer Spoiler, wenn ich schreibe, dass es mich besonders gefreut hat, eine sehr vielschichtige Figur im Sinne eines Severus Snape im Buch „gefunden“ zu haben. Ich mag es, wenn Figuren dreidimensional angelegt sind und unvorhergesehen handeln, ohne dass sie sich selber dabei untreu werden.

Das Ende war anders, als erwartet, anders, als teilweise erhofft, aber dennoch – oder gerade deshalb – ein sehr gutes Ende.

Ich freue mich auf den zweiten Teil, der leider erst für 2018 angekündigt ist. Übrigens kann der erste Band problemlos für sich alleine gelesen werden, da er zwar einiges offen lässt, aber dennoch in sich abgeschlossen ist.

Alles in allem vergebe ich 4,5 Sterne.

Alana Falk: Sternensturm – Das Herz der Quelle
Hardcover
Arena 2017
ISBN-13: 978-3401602905
€ 16,99

Rezension Die Stadt am Kreuz von Rafaela Creydt

Die Stadt am Kreuz stand schon länger auf meiner Leseliste und hat es nun endlich geschafft, sich nach vorne zu drängeln.

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist wunderbar vielschichtig. Und auch, wenn man in diesem Roman vor allem den Trümmerkontinent kennenlernt und hier die Stadt Duremm, die in einer geologischen Besonderheit erbaut wurde, der Kreuzung zweier Flüsse in einer sonst eher kargen Wüstenlandschaft, so bekommt man doch einen Einblick, der einem zeigt, dass diese Welt noch um einiges größer ist.

Zu Beginn lernen wir Tresten kennen, dessen Verlobte von ihrer N’Duma Dahn (einer Art Leibwache) getötet wurde. Tresten ist untröstlich über seinen Verlust, und als Teklija na Kamatasai nicht zum Tode verurteilt, sondern lediglich nach Duremm in die Verbannung geschickt wird, bricht er mit seiner Familie, denn seine Mutter ist die oberste Richterin zur Rechten und hat das Urteil verkündet.

Trost findet er nur bei Raika, seiner besten Freundin und Tochter des Gerichtshofes zur Linken, weshalb diese beiden sich nicht einmal kennen dürften – damit unabhängige Urteile möglich sind, ist jeglicher Kontakt zwischen den beiden Gerichtshäusern verboten.

Und dann sind wir zwei Jahre später mit Teklija in Duremm. Erleben mit ihr die wahnwitzige Architektur der Stadt, die zum Teil in den Fels geschlagen und zum Teil an Seilen aufgehängt über den Flüssen schwebt. In einem schwebenden Wirtshaus hat sie Unterschlupf gefunden und nutzt eines Tages ihre Chance, als es zu einer Schlägerei kommt (an der sie nicht ganz unschuldig ist), um sich einen neuen Zadih zu suchen. Denn eine N’Duma Dahn ohne Zadih ist wie eine Seele ohne Körper – nutzlos.
Doch kaum hat sie Ruben das Leben gerettet und sich so rechtmäßig zu seinem neuen N’Duma Dahn ernannt, fällt ihr auf der Flucht vor den Verfolgern auch noch ein kleines blondes Mädchen in die Arme – und plötzlich steht sie vor der Aufgabe, zwei Menschen mit ihrem eigenen Leben zu beschützen, die beide nicht darum gebeten haben.

Natürlich ist diese Aufgabe fast unmöglich, selbst mit der Hilfe einer Heilerin, die mit Ruben befreundet ist und eines Angebers, der zum Treuen Volk gehört, welches magiebegabt ist, ist die Aufgabe fast nicht zu bewältigen. Teklija ist mehrfach kurz davor, einfach aufzugeben.

Natürlich spielen auch Tresten und Raika eine nicht unerhebliche Rolle, die man erst nach und nach versteht.
Rafaely Creydt hat nicht nur eine wunderbare Welt erschaffen, die sich vor dem geistigen Auge des Lesers sehr lebendig entwickelt, sie schafft es auch meisterhaft, dem Leser erst nach und nach alle Hinweise zu geben, die er braucht, um das Große Ganze zu durchschauen. Und gerade die so menschlich angelegte Teklija, die im Gegensatz zu ihrer perfekten körperlichen Ausbildung in zwischenmenschlichen Bereichen so unbedarft und unbeholfen ist, dass man sie mehrfach nehmen und schütteln will, und die dann doch irgendwann erkennt, dass es tiefere Bindungen als die zwischen N’Duma Dahn und Zadih gibt, sorgen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

Ich freue mich sehr auf weitere Geschichten aus diesem Universum, welches so vielschichtig angelegt ist, dass es noch vieles zu erzählen gibt.

Sehr gerne gelesen und daher mit fünf Sternchen versehen.

Rafaela Credt: Die Stadt am Kreuz
In Farbe und bunt, 2015
€ 13,80
ISBN: 978-3-941864-37-5

Rezension Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel

Trix Solier ist eines dieser Bücher, über die ich selber vermutlich nie gestolpert wäre. Aber glücklicherweise habe ich es beim Tintenzirkel-Weihnachtswichteln geschenkt bekommen und mich dann auch vor ein paar Wochen daran gemacht, es zu lesen.

Zu Beginn lernt man Trix kennen, den Sohn des Co-Herzogs von Solier, der gerade auf der Schwelle zwischen Junge und Mann steht – wobei er sich als Mann sieht und seine Umwelt ihn noch als Kind betrachtet.
Gerade, als er über die Streitfälle der Kinder und Jugendlichen richten soll, gibt es einen Putsch, bei dem sein Vater getötet wird und Trix selber ins Gefängnis geworfen wird. Der Co-Herzog Gris lässt jedoch eine gewisse Milde walten und lässt Trix laufen, mit einem Boot und etwas Geld und dem Rat, es später dem nichtsnutzigen Sohn des Herzogs Gris heimzuzahlen.
Fortan sinnt Trix darauf, wie er seinen Thron zurückgewinnen kann. Er lernt Ian kennen, der sich ebenfalls für Trix ausgibt, und bald erfährt er, dass der Herzog Gris etwa hundert Jungen mit der Kleidung von Trix ausgestattet, ihnen Geld gegeben und ihnen eingeschärft hat, sich als Trix auszugeben. Dennoch kommt er zu einem früheren Verbündeten seines Vaters, der ihn erkennt und ihm ein Schreiben mitgibt, das ihm einen Ausbildungsplatz bei einem Handwerker verschaffen soll – allerdings will er Ian als „echten“ Trix bei sich behalten und Trix soll seine Herkunft vergessen und seine Pläne begraben.

Wie gut, dass Ian dabei nicht ganz so mitspielt, wie der Herzog es sich gedacht hat – aber auch nicht unbedingt in Trix‘ Sinne.
Die Wege der beiden Jungen trennen sich, Trix versucht, Knappe zu werden, auch wenn das natürlich weit unter seiner Würde ist und wird letztendlich der Lehrling eines Zauberers. Und er wäre nicht Trix, der Sohn eines Co-Herzogs, wenn er nicht quasi nebenbei eine Herzogin retten und sich ehrenvoll verhalten würde.

Die Handlung des Buches ist witzig, die Welt ist wunderbar beschrieben, aber all das ist nicht das, was wirklich fesselnd ist an diesem Buch. Es ist die Art, wie es erzählt ist. Es gibt kleine Sidekicks auf unsere Welt (die Erfindung der Schnellküchen mit einem „goldenen Hintern“ als Emblem hat mich Tränen lachen lassen, genauso wie der Eipott!), und entgegen der üblichen Einteilung, dass Fantasy entweder in einem fiktiven Mittelalter oder aber in unserer Welt mit Ergänzungen spielen muss, ist Sergej Lukianenko eine wunderbare Mischung aus „typischer“ Fantasy und diversen modernen Elementen gelungen.

Dazu kommt eine wirklich ansprechende Sprache, ein wenig im Stil der klassischen russischen Erzähler, und natürlich wird der Leser hin und wieder auch direkt angesprochen. Zudem ist die Geschichte voller intelligenter Anspielungen auf Literatur, Musik, bekannte Logikrätsel und vieles mehr, von dem ich sicher nur einen Bruchteil gefunden habe. Das Rätsel mit den drei Türen habe ich Dank Lukianenko nun endlich wirklich verstanden, so dass ich es erklären kann – und das will wirklich etwas heißen!

Alles in allem ein wunderbares Buch, das mich bei der Lektüre nicht einmal gelangweilt hat. Uneingeschränkt empfehlenswert – und ich freue mich schon darauf, den nächsten Teil zu lesen, in dem es hoffentlich wieder ähnlich amüsant und intelligent zugeht!

Ich verteile ohne Einschränkung fünf von fünf Sternen.

Sergej Lukianenko: Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel
Gulliver
ISBN: 978-3-407-74334-3
€ 9,95

LBM 2015 – Nachlese

Ich habe mich zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht nur zur LBM begeben, sondern war auch gleich vier Tage dort. Das kann ich wirklich jedem empfehlen, der ein bisschen Zeit mitbringt, denn bisher habe ich die Messe meistens nur für einen Tag, seltener für zwei besucht. Und das war meistens eine gehetzte Kamikaze-Aktion, bei der ich versucht habe, so viel wie möglich zu sehen. Kaum möglich!

Selbst dieses Jahr habe ich nicht alles von der Messe gesehen, aber zumindest das meiste von dem, was mich interessiert hat. Und ich habe viele Lesungen gehört, neue Autoren kennengelernt, Bücher gekauft, mich zwischendrin einfach mal in Ruhe hingesetzt und geschnackt oder was gegessen und die Messe einfach genossen.

Da sich gefühlt der halbe Tintenzirkel auf der Messe herumgetrieben hat, war es auch ein bisschen wie ein Klassentreffen – überall wurde man begrüßt, umarmt, hat jemanden zum Reden gefunden, wurde an die Hand genommen, wenn man verloren gegangen war – kurz, ich habe mich nie alleine gefühlt. Danke euch allen! :-*

Das Messe-Feeling auf der LBM ist wunderbar, zumal diese Messe eben im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse nicht vorrangig eine Fachmesse ist, sondern ganz bewusst für den Leser gemacht wurde. Natürlich finden auch Fachgespräche statt, es werden Verträge ausgehandelt und Kontakte geknüpft (und ich bin der weltbeste Undercover Bodyguard bei solchen Treffen), aber es gibt eben an jeder Ecke Lesungen, Meet&Greet-Treffen mit Autoren, Signierstunden, Mitmachecken für Kinder, Diskussionspodien etc. pp. Eine wahre Fülle an Angeboten, aus denen man sich pro Tag maximal 2-3 herauspicken sollte, der Rest ergibt sich dann einfach.

Toll sind auch die Cosplayer, die nicht nur in Halle 1 und dem kongresszentrum zu finden sind, sondern die sich überall unters Volk mischen. Manche der Kostüme sind so unglaublich aufwändig, dass man sich fragt, wie da noch ein Mensch drin stecken kann. Ich bewundere euch alle für eure Phantasie und Geduld beim Erstellen der Kostüme und noch mehr dafür, dass ihr Hitze und Kälte auf euch nehmt, ohne zu klagen.

Ich habe elf Bücher mit nach Hause genommen, die ich nach und nach lesen und rezensieren werde. Ich weiß nur noch immer nicht, wo ich anfangen soll und habe bisher zwei Bücher etwas weiter angelesen. Eines davon wird artig weitergelesen in den nächsten Tagen.

Ich freue mich so richtig auf die BuCon im Herbst und auf die LBM2016 – und dank Patrick Rothfuss, der wenig gelesen, dafür aber umso mehr Fragen beantwortet hat, habe ich eine ganz entscheidende Sache für mein eigenes Schreiben mitgenommen: Man kann nur gut schreiben, wenn man über Dinge schreibt, die man kennt und mag. Oder anders: Tolkien war Sprachwissenschaflter, kein BWLer, daher gibt es im ganzen Buch keine Szene, in der Geld eine Rolle spielt (ggf. zahlen sie ihr Bier im Tänzelnden Pony, aber auch das wird quasi nicht thematisiert), aber jede Menge unterschiedliche Sprachen.

Viel Spaß hat auch das Meet&Greet bei feelings gemacht – schön, dass ich euch kennenlernen durfte, Kerstin, Heike und Kerstin! 🙂 Eines eurer Bücher habe ich mir als Rezensionsexemplar gewünscht, das wird dann auch hier auftauchen (seht es mir nach, wenn es ein wenig dauert …).

Mit der Gewinnerin des Indie-Autoren-Preises in einer Messe-WG zu leben war auch lustig, ich wurde ständig auf den Bilur an meinem Hals angesprochen – Du bist eine Berühmtheit, Farina! 😀
Überhaupt hatte ich viel Spaß in meiner WG, danke auch noch mal an Sandra, die mir noch ein Plätzchen bieten konnte und die mich mit Chuck-Norris-Witzen zu Lachtränen erheiterte, an Laurence für „Du hast schöne Augen!“, an Jessica für die Torte (auch wenn es nicht meine war, aber sie war sehr lecker!) und an Christian für ein nettes, müdes Gespräch am Morgen. Und natürlich an Sina für lustige nächtliche Heimfahrten und dafür, dass Du mich im Bett nicht getreten hast. 😉

Camp NaNoWriMo

Ja, ich gestehe: Ich brauche anscheinend Druck, um regelmäßig zu schreiben. Oder überhaupt für alles, was ich mache, weil ich zu viel will und auch meine Tage nur 24 Stunden haben.

Der aktuelle Druck ist der kleine Bruder vom NaNoWriMo, das Camp NaNoWriMo. Anders als beim NaNo kann man nicht nur sein Ziel selber setzen, sondern man darf auch an bestehenden Projekten weiterschreiben oder mehrere Kurzgeschichten schreiben. Es geht also mehr und den Spaß am Schreiben an sich als um das eine große Ziel, so wie im November.

Ich habe mir das Ziel gesetzt, eine kleine nette Kurzgeschichte, die ich Dank eines guten Freundes begonnen habe und die quasi „seine“ ist, zu einem Kurzroman für Jugendliche auszuweiten. Nein, die Kurzgeschichte war auch noch nicht fertig, so dass ich noch freie Hand in der Gestaltung habe.
Nur so viel: Es geht um einen Poltergeist, um eine ziemlich renitente Zwölfjährige und um die Frage, warum Kinder unbedingt mit umziehen müssen, wenn die Eltern sich entscheiden, ihren Lebensmittelpunkt zu verlagern. Viel weiß ich selber noch nicht, nur eine grobe Marschrichtung und ein ungefähres Ende, aber das sollte reichen, um Spaß zu haben.

Da ich gestern nicht zum schreiben gekommen bin, habe ich heute (also, Dienstag, auch wenn die Uhr gerade umgesprungen ist) einen Schlag reingehauen und immerhin 1556 Wörter geschrieben. Da mein Ziel bei 20k liegt, bin ich damit für beide Tage im grünen Bereich.

Bin gespannt, wo Franka mich noch hinführt. Dass die Geschichte mal wieder in Kiel spielt, war klar, oder? 😉

Rezension Lara Adrian: Geliebte der Nacht

Ich gestehe, dass ich hin und wieder Schund lese. Die Gestaltwandler-Reihe von Nalini Singh habe ich verschlungen, genauso die bisher erschienenen Bänder ihrer Engel-Reihe.
So kam ich dann bei einer Freundin an die Vampirbücher (Midnight Breed-Reihe) von Lara Adrian und habe mir – weil die Freundin recht weit weg wohnt und ich nicht eines ihrer Bücher entführen wollte – den ersten Band auf meinen Kindle geladen.

Tja. Was soll ich sagen? Ich habe es tapfer bis zum Ende gelesen, das muss wohl an meiner Neugier liegen. Die Sprache ist grottig, was natürlich auch an der Übersetzung liegen kann, aber mit Sicherheit nicht alleine. Wobei manches eben doch: Dass im Deutschen noch immer wahllos ein „Sie“ gesetzt wird, wenn im amerikanischen Originaltext „you“ steht, stört mich häufiger mal – man kann nämlich sehr gut aus dem Kontext ableiten, wie die Personen sich wohl bei uns anreden würden. Und ganz ehrlich: Wenn ich gerade die Frauen der Stammesgefährten meines Lovers kennenlerne und eine davon zumindest optisch gerade mal 18 ist, dann sieze ich sie nicht – würde ich ja auch nicht machen, wenn mein Freund mich seinen Kumpels und deren Freundinnen vorstellt, auch wenn wir lange nicht mehr 18 sind!
Sätze, deren Ende nicht zum Anfang passen, zeugen auch von schlechter Übersetzung, und wenn ich mir ansehe, dass das Buch in den USA nur wenige Monate vor der deutschen Ausgabe erschienen ist, dann macht das auch Sinn, denn für die Übersetzung blieb einfach viel zu wenig Zeit, so dass sie mit der heißen Nadel gestrickt wurde.

Gut, kommen wir zurück zum Inhalt. Gabrielle, 27, jung, schön, introvertiert und aufstrebende Fotografin, hat eine kleine Handvoll guter Freunde, geht mit diesen feiern und nimmt als einzige den Überfall auf einen jungen Mann durch Vampire wahr. Als sie mit ihrem Handy Fotos davon macht, ist das eigentlich recht schlau, doch bei der Polizei will ihr keiner glauben.
Bis der wahnsinnig gut aussehende Polizist Lucan Thorne auftaucht, ihr Handy mitnimmt (in Zeiten moderner Technik hätte ich persönlich ihm die Bilder auf einen Stick gezogen, der in diesem Roman dank der Übersetzerin übrigens permanent als Datenstift bezeichnet wird – mein Handy gehört mir, das bekommt keiner!) und die Bilder auswertet. Und sich gar nicht als Polizist, sondern als Vampir entpuppt. Und als extrem heißer, unermüdlicher Lover mit einer Dauererektion, die in einer Amazon-Rezension mit einer 1,5l-PET-Flasche verglichen wurde. Check – ja, die Beschreibungen lassen so etwas vermuten. Aua.

Die erste Sexszene der beiden fand ich noch ganz nett, der Rest war dann nur noch müder Abklatsch. sie wird geil, er wird geil, er beißt sie nicht, weil das gegen irgendeinen verdammten Kodex bei ihm geht, dafür fickt er sie hart und verpasst ihr diverse Orgasmen. Und am Ende verschwindet er wie ein Schatten in der Nacht und ist ganz schrecklich entsetzt, weil er das doch gar nicht tun wollte. Yeah.

Okay, die Vampire stammen also aus dem Weltall (ich habe gerade allen Ernstes „die Aliens stammen aus dem Weltall“ geschrieben. Nicht falsch, aber irgendwie passte es gerade nicht). Nette Idee, so an und für sich, nur dass ich die Erklärungen ziemlich an den Haaren herbeigezogen finde.
Listen wir mal auf:
1) Vor ca 1000 Jahren ist ein Raumschiff auf die Erde gestürzt. Die acht enthaltenen Aliens sind alles Männer, und sie können zwar problemlos unsere Atmosphäre atmen und scheinen auch zufällig fast die gleiche Physiognomie wie die Menschen aufzuweisen, aber leider, leider, ist nichts auf diesem Planeten für sie genießbar, außer menschlichem Blut.
Da frage ich mich doch, wie sie das herausgefunden haben und ob sie alle bis zu dieser Erkenntnis überlebt haben.
2) Die Aliens haben alle einen Gendefekt und können nur noch männliche Nachkommen zeugen. Äh, okay, und seit wann gibt es den Gendefekt? Wodurch ist er aufgetreten? Und wie, um alles in der Welt, gibt man einen Gendefekt weiter, wenn man sich nicht mehr fortpflanzen kann?!
3) O Wunder, es gibt Rettung: Aus nicht näher erklärten Gründen (ich nehme an, die Autorin hat bis heute keine Erklärung) gibt es einige wenige menschliche Frauen, die sich mit den Aliens reproduzieren können. Und praktischer Weise sind sie auch gleich entsprechend markiert, damit da ja keine Missverständnisse aufkommen: Sie tragen alle das gleiche Muttermal. Ob diese Frauen irgendwie miteinander verwandt sind, wird genauso wenig geklärt wie die Frage, ob es sich hier ebenfalls um etwas Genetisches handelt. Nachfahrinnen der Aliens können sie ja nicht sein, die können ja keine Mädchen.
4) Die ersten Aliens sowie die Vampire der ersten Generation haben ganze Populationen ausgelöscht in ihrem Blutdurst. Nette Idee, aber sie kommt mir auch nur so hingerotzt vor, halt als „hej guck mal, ich hab auch eine Erklärung für den Untergang von Atlantis und das Sterben der Maya“. Och nö, und nicht mal eine gute!
5) Blutdurst macht aus Vampiren Rogues. Oder anders: Blut = Nahrung = Droge. Wer zu viel isst, wird nicht etwa dick, sondern süchtig und mutiert. Warum auch immer, wenn ich zu viel esse, wird mir allenfalls schlecht und ich hab dann erstmal weniger Hunger. Aber bei den Gremlins gab es ja auch so komische Sitten.
6) Und letztendlich sind da noch die „guten“ Vampire, die die „bösen“ Rogues jagen und töten und sich natürlich nur von freiwilligen Spendern oder Bösewichten ernähren. Ach ja, gähn … Was wollte ich schreiben? Ich glaub, dass ich die Schnauze gestrichen voll hab von netten Vampiren! Nach dem NaNo sollte ich mir ernsthaft einen fiesen, bösen Vampirplot überlegen als Gegengewicht zu Twilight (gern gelesen), Lara Adrian (sieht man ja, wie gerne ich das gelesen habe) und dem ganzen Rest. Wo sind Dracula und Nosferatu, wenn man sie mal braucht?!

Ja … Die Frauen dürfen ihr Leben aufgeben und sich auf ewig mit den ach so tollen Vampirkriegern verbinden, und als Dankeschön bekommen sie dann Sex. Moment mal, Prostitution läuft doch eigentlich andersherum: Frau gibt Sex und bekommt dafür Geld und andere Aufwartungen. Aber na gut, wollen wir mal nicht so kleinlich sein!

Das Buch in drei Sätzen zusammengefasst: Fotografin entdeckt, dass es Vampire gibt, gibt ihr Leben auf und darf den Obervampir bis in alle Ewigkeit vögeln. Zwischendrin gehen Gebäude in die Luft und Vampire werden gekillt, außerdem stirbt eine Freundin der Protagonistin und alle anderen Freunde müssen halt damit leben, dass aus einer Vierer-Clique nun ein Duo wurde.

Oh, waren nur zwei Sätze. Egal. Was genau man sich unter den „Dunklen Häfen“ vorstellen kann, hab ich entweder verschlafen oder es wurde nicht näher erläutert, ob es sich um ganze Städte, unterirdische Stätten oder was auch immer handelt. auf jeden Fall ist es prima, dass Vampire das menschliche Gehirn so beeinflussen können, dass ganze Vampirkolonien unbemerkt bleiben. Außer natürlich von Gabrielle, klar.

Wer nach meiner zynischen Zusammenfassung trotzdem noch lesen will, was ich da verrissen habe (oder vielleicht gerade deshalb, weil es doch unmöglich so schlecht sein kann, wenn es der Auftakt zu einer bisher zehnbändigen Reihe ist und in den USA quasi über Nacht zum Bestseller wurde), hier sind die Daten:

Lara Adrian: Geliebte der Nacht
LYX, 2007
ISBN-10: 380258130X
ISBN-13: 978-3802581304
Taschenbuch, € 9,95
Kindle-Edition, € 8,99

PS: Immer, wenn ich schlechte Bücher auf meinem Kindle lese, ärgere ich mich, dass ich sie nicht physisch vorliegen habe, denn dann könnte ich sie wenigstens zum Flohmarkt tragen!

Pläne für 2013

Während ich gerade meinen NaNo-Bericht für gestern verfasst habe, kamen mir reichlich Gedanken zu meinen Plänen für das kommende Jahr. Da das aber nicht mehr viel mit dem eigentlichen Thema zu tun hatte, gibt es nun einen neuen Post dafür.

Ich habe mir für 2013 einiges vorgenommen:

– Ich will „Auf der anderen Seite“ komplett überarbeiten, was vermutlich in großen Teilen auf Neuschreiben hinausläuft. Das ist der größte Berg Arbeit, vor dem ich am meisten Respekt habe. Vermutlich muss ich mich mal mit einem sehr großen Stück Papier hinsetzen und Szenen in Form von Karten darauf herumschieben, um zu schauen, wo noch was fehlt, wo ich tote Enden habe, welche Szenen ersatzlos gestrichen werden können und wie ich den großen Überblick hinbekomme. Das wird spannend und hoffentlich am Ende von Erfolg gekrönt sein. Nach wie vor glaube ich an die Geschichte und will sie in eine lesbare Form bringen.

– Dann soll „Das Mädchen aus Stein“ endlich so weit überarbeitet werden, dass ich es einem kleinen Verlag anbieten kann, der derzeit nach kurzen phantastischen Romanen sucht. Wer weiß, vielleicht hat meine Kleine da ja eine Chance! Auch diese Geschichte liegt mir sehr am Herzen und auch hier ist noch reichlich zu tun.

– Der völlig unfertige und bisher auch erste Roman ohne Fantasy-Elemente „Barfuß durchs Leben“ möchte gerne weitergeschrieben werden. Das will ich ihm gönnen, und daher werde ich mir das bisher geschriebene noch mal genauer ansehen und auch hier einen Plot schreiben und in Häppchen zerlegen, so dass ich ein Gerüst habe, an dem ich mich entlang hangeln kann. Ich habe eine sehr genaue Vorstellung von der Handlung und der Erzählstimme, werde beidem bisher aber nicht gerecht.

– Mir fliegen täglich neue Konzepte in den Kopf, das ist schon unheimlich. Ich habe noch einen Roman, von dem ich bisher nur wenige Seiten geschrieben habe, der ebenfalls durchdacht und geplottet sein will, da ich noch viel zu viele logische Lücken darin habe.
Genauso habe ich einen weiteren realistischen Roman im Hinterkopf, für den ich sehr viel recherchieren muss, auch das fordert seine Zeit. Einen von beiden werde ich dann wohl im NaNo 2013 schreiben.

– Und weil das alles eigentlich schon viel zu viel ist, ich mich aber nicht nur mit „Monsterprojekten“ beschäftigen kann und will, habe ich mir vorgenommen, auch wieder Kurzgeschichten zu schreiben und regelmäßig an Anthologieausschreibungen teilzunehmen, um überhaupt wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Alles in allem ist das Jahr 2013 damit wohl schreiberisch ausgebucht, und auch sonst habe ich einige Pläne, von denen der wichtigste lautet: Reduce to the max! Umstrukturieren, rauswerfen, neu sortieren. Wohnung, Schreiben, Leben, Arbeit. Mal sehen, was bleibt.