NaNoWriMo 2011

Der Tintenzirkel ist Schuld: Ich mache auch dieses Jahr beim NaNoWriMo mit. 50.000 Wörter in einem Monat? Kein Problem, sind ja nur 1.667 Wörter am Tag! Wenn man allerdings bedenkt, dass ich davon acht Tage im Urlaub bin und sechs Tage auf dem Weihnachtsmarkt stehe, sieht es schon anders aus. Das wären, wenn ich an diesen Tagen gar nichts schreibe, 50.000 Wörter in 16 Tagen bzw. 3125 Wörter täglich. Aua! Aber egal, ich habe einen Plot und ich werde etwas draus machen, jawohl!

Das Projekt für den NaNo stelle ich bei meinen Projekten rein, dann geht es hier nicht unter. Nur so viel: Es wird ein Jugend-Dystopie-Roman, der in Kiel angesiedelt ist. Ja, ich mag „Lokalpatriotismus“! Arbeitstitel bisher: Auf der anderen Seite.

Die Nebelwelt wächst

Inzwischen habe ich fünf Kapitel in der Rohfassung fertig und sitze am sechsten. Immerhin, allerdings bin ich trotzdem hinter meinem Ziel, da ich vier Tage nicht zum Schreiben gekommen bin. An und für sich will ich täglich 1.000 Wörter schreiben, was ich letzte Woche fast immer überschritten habe. Wenn ich allerdings am NaNoWriMo teilnehmen will, dann sollte ich das aktuelle Projekt bis dahin möglichst im Rohbau fertig haben – nach meiner aktuellen groben Planung umfasst der Roman im halbwegs fertigen Zustand etwa 100.000 Wörter, so dass mir noch etwa 75.000 fehlen – ein sehr ehrgeiziger Plan für die verbleibenden sieben Wochen! Andererseits auch „nur 10.700 Wörter wöchentlich, also 1.530 täglich, was weniger ist als das Tagespensum im NaNoWriMo. Dass ich in der Zeit noch ein paar Märkte habe, lasse ich mal außer acht.

Heute waren es bisher knapp 500 Wörter, nicht rühmlich, aber besser als nichts. Bleiben noch gut 1.000 Wörter übrig, die ich in die Abendstunden schieben muss, da ich zunächst mal mein Auto ausräumen und Seife sieden muss, außerdem steht noch ein geführter Tauchgang an, den ich allerdings aufgrund des Wetters derzeit eher anzweifle. Mal gucken, was kommt.

Schön ist, dass meine Charaktere sich im Laufe des Schreibens weiter entwickeln, dass ich neue Nebencharaktere dazubekomme, dass mein Antagonist so langsam erwacht und ich herausfinde, was sein Plan ist („Die Weltherrschaft!“ warf er mir zunächst an den Kopf, aber ich glaube, es geht eigentlich vielmehr um Rache am König, der ihn und sein Land in die Verbannung schickte. Dass er zusätzlich dessen Platz einnehmen will, ist ein Nebeneffekt, nicht das Hauptziel). Dazu kommen immer wieder neue Kreaturen, die einfach mal auftauchen und meine Welt bevölkern, Verbindungen, an die ich selber nie gedacht habe und hier und da kleine Anekdoten, die zumindest mir zeigen, dass meine Welt ganz langsam zum Leben erwacht.

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich kein großer Plotschreiber bin. Ich habe eine Idee und schreibe drauflos, und zwischendrin entwerfe ich Charaktere und grobe Handlungsstränge. Und seit mein innerer Zensor auf den Malediven weilt, habe ich auch kein Problem mehr damit, wenn der erste Entwurf Mist ist – ich freue mich halt stattdessen auf die Zeit, in der ich den Text intensiv überarbeite, hier und da mehr Details einfüge, dort eine Szene streiche und dann meinen Zensor frage, ob ich das so auf meine Betaleser loslassen kann, die ich dann hoffentlich im Tintenzirkel finden werde. Überarbeitung ist für Anfang 2012 geplant, und ich glaube fest daran, dass ich Mitte des kommenden Jahres einen ansatzweise brauchbaren Text haben werde. Ob ihn dann außer mir wirklich jemand lesen will, wird sich dann zeigen.

Nina Buschmann: Wo bitte gehts hier um die Welt?

Nina Buschmann, jahrgang 1977, ist seit 1999 fast ununterbrochen in der Welt unterwegs. Ihre Zweisprachigkeit ermöglichte es ihr, während eines Auslandssemesters in Irland ein Zertifikat zu erwerben, mit dem sie weltweit Englisch unterrichten kann. Diese Chance ergriff sie und reiste zunächst nach Bolivien, um in einer Art Klosterschule zu arbeiten. War sie hier noch Mädchen für alles, so unterrichtete sie später Englisch in unterschiedlichen Ländern Mittel- und Südamerikas, in Australien, Japan und in der Karibik. Dabei lernte sie von einfachsten Schulen, in denen es nicht einmal Unterrichtsmaterial gab, bis hin zu perfekt organisierten Betrieben auf dem neuesten Stand, alle Abstufungen kennen.

Ihre Geschichte erzählt sie anschaulich und spannend, ohne in Klischees oder Selbstbeweihräucherung zu verfallen, auch eigene Fehlentscheidungen kommen zur Sprache, so dass der Bericht unmittelbar und authentisch rüberkommt. Besonders bewundert habe ich ihre Fähigkeit, auch aus den verfahrensten Situationen immer wieder herauszufinden und nie ihren Mut zu verlieren, auch wenn es Phasen der Verzweiflung und des Heimwehs und natürlich der Selbstzweifel gab.

Was dem Leser sehr zugute kommt, ist ihre Art, unbefangen und neugierig auf neue Situationen und fremde Menschen zuzugehen, so dass man immer wieder durch ihre Augen einen Blick auf Kulturen werfen kann, die einem als Mitteleuropäer in der Regel allenfalls aus Fernsehberichten bekannt sind.

Da ich Nina während ihrer Zeit auf Tobago kennenlernte und drei Monate lang während meines Praktikums das Apartment mit ihr teilte, war ich auf das Buch doppelt gespannt, da sie natürlich einiges aus den vorigen Jahren berichtet hatte, wenn wir abends mit einem Bier auf unserer Terrasse saßen und uns vom Tag entspannten. Es spricht sicher auch für das Buch, dass auch die Geschichten, die ich schon kannte, mich erneut fesseln konnten, da ich nun Details erfuhr, die mir noch unbekannt waren.

Für alle, die das Buch lesen: Es kommt eine Matratze darin vor, die in einem Plastikbezug steckte und auf der man in diesem Zustand unmöglich schlafen konnte. Ich bewundere Nina dafür, dass sie es offensichtlich eine volle Woche damit aushielt, denn ich habe der Matratze nach der ersten Nacht die Plastikhaut abgezogen und diese still und heimlich entsorgt, war ich mir doch sicher, dass Bernadine, unsere Vermieterin, das gar nicht witzig gefunden hätte!

Die Lektüre des Tobago-Teils hat in mir viele alte Erinnerungen sowie ein nie ganz verschollenes Fernweh – in Bezug auf Tobago schon fast Heimweh – geweckt.

Wer Reiseberichte mag und gerne einen tieferen Blick hinter die Kulissen anderer Kulturen wirft, dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt. Und wer darüber hinaus etwas über Ninas aktuellen Aufenthaltsort im Oman und ihr Leben dort erfahren möchte, dem sei ihr Blog ans Herz gelegt.

Ninas Website: Wo bitte gehts hier um die Welt?
Amazon: eBook, Print
smashwords: eBook (diverse Formate)

 

 

 

 

 

 

Zwischenstand

Ich habe in zwei Wochen Urlaub ca 8000 Wörter geschrieben. Nicht wirklich viel, aber auch nicht zu wenig. Ich peile an, täglich 1000 Wörter zu schaffen, für heute habe ich immerhin schon 1225.
Ehrgeiziges Ziel: Bis zum 31.10. die Rohfassung fertig zu haben, um am NaNoWriMo teilnehmen zu können (mit einem neuen Projekt). Falls das nichts wird, lasse ich den NaNo dieses Jahr sausen und stelle die Rohfassung bis zu, 31.12. fertig.

Derzeit habe ich drei parallele Handlungsstränge, von denen zwei auch zeitlich parallel laufen, einer deutlich später stattfindet als die ersten beiden. Wie genau das alles am ende verknüpft wird, weiß ich bisher nur ungefähr, aber auch das wird nach und nach.
Es tauchen immer mal wieder neue Figuren auf, die die Geschichte runder machen, ich habe ein paar Gegenspieler, die nach und nach auch ihre Ziele preisgeben, und natürlich wird meine Welt immer mehr mit fremdartigen Kreaturen und Pflanzen bevölkert.
Im Urlaub habe ich neben den 8000 Wörtern am Haupttext noch mal einiges an Nebentext verfasst, Charakterisierungen, Orte und Wesen erschaffen, so dass ich nach und nach meine Welt immer besser kennenlerne. Und je mehr ich weiß, desto leichter fällt es mir, darüber zu schreiben.
Weg sind meine alten Probleme, nicht mehr schreiben zu können, was ich schon zu sehr ausgedacht hatte, im Gegenteil: ich bekomme immer mehr Ideen, immer mehr Lust auf den Text und schreibe folglich auch immer mehr. Und gegen Schreibblockaden hilft ein guter alter Trick: Möglichst immer an einer spannenden Stelle abbrechen, damit der Einstieg beim nächsten Mal leichter fällt. Gestern hab ich für 250 Wörter etwa eine halbe Stunde gebraucht, weil mein Held in der Langeweile festsaß, aber als ich dann ein Staubwölkchen am Horizont hab auftauchen lassen, aus dem sich ein nicht gerade nettes Steppenvolk schälte, kamen die nächsten 800 Wörter fast von selbst.

Franka Rubus: Die Blutgabe

Noch ein Vampirroman? Ja, noch ein Vampirroman. Allerdings glitzert hier niemand, und sehr romantisch geht es auch nicht zu.

Zu Beginn folgt die Perspektive Red September 38.07, einem jungen Mann, der in einer Blutfarm lebt und dem es dort gut geht. Blutfarmen, das lernt man nach und nach, sind große Lebensbereiche der Menschen, aus denen man jedoch nicht einfach so ausreisen kann. Die Menschen werden gut versorgt und spenden als Gegenleistung ihr Blut, denn Vampiren ist es verboten, direkt von Menschen zu trinken. Die Vampire sind in gewisser Weise zivilisiert, leben in Städten und gehen ihrer Arbeit nach. Sie zerfallen tagsüber nicht zu Staub, sind aber lichtempfindlicher als Menschen, was sich im Laufe ihrer Lebenszeit steigert.
Und es gibt zwei Arten von Vampiren: Die Konservativen und die Progressiven, die in jungen Jahren unberechnbar und blutrünstig sind und erst im Laufe ihrer Entwicklung ihr Bewusstsein zurückerlangen und somit auch in die Gesellschaft integriert werden.
Dann gibt es noch die Bloodstalkers, eine kleine Gruppe von Vampiren und Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, junge Prograssive, sogenannten Bluter, zu töten, um die Verbreitung der Progressiven Art einzudämmen.
Red September gerät über Umwege an die Bloodstalkers, bei denen er seine Freundin Blue wähnt. Diese hat es jedoch nicht durch die erbarmungslose Stadt geschafft, ihr Verbleib ist ungewiss, und Red schließt sich den Bloodstalkers an, um stark zu werden und Blue zu finden und zu retten.

Im zweiten Teil folgt die Perspektive einer Gruppe Vampire, die in einer Forschungsstation versuchen, die Ursache des Progressiven Vampirismus zu finden. zu ihnen gehört auch Kris, der zugleich ein Bloodstalker ist und ein Doppelleben führt. Es bleibt lange unklar, wem seine Loyalität gehört.

Die Geschichte ist anders als bisherige Vampirgeschichten, sie ist wunderbar erzählt und scheut auch nicht vor wissenschaftlichen Komponenten, die gut recherchiert sind – anders als in vielen Thrillern, in denen die Logik häufig nur allzu schnell auf der Strecke bleibt, ist hier die Idee des wissenschaftlichen Aspektes des Vampirismus gut durchdacht und logisch geschildert.
Auch die düster angehauchte Welt, in der die Geschichte spielt, ist stimmig, die einzelnen Personen sind glaubhaft ausgearbeitet und ihre Handlungen nicht übertrieben.
Alles in allem hat mich das Buch gefesselt, und gerade, dass am Ende manches nicht bis in letzte Detail erklärt, sondern nur angedeutet wird, hat mir gefallen, denn der Leser behält die Möglichkeit, sich eigene Gedanken zu machen.

Für alle, die nach Edward & Co. mal wieder eine etwas düstere Vampirgeschichte lesen mögen und die vor Dark Urban Fantasy mit spitzen Zähnen nicht zurückschrecken, ist das Buch ein Genuss!

Einzig die Frage bleibt, warum deutsche Autoren ihre Geschichten so gerne in Amerika ansiedeln. Es hätte der Geschichte nicht geschadet, wenn sie statt in Kenneth, Minnesota, in Verden an der Aller oder in Castrop-Rauxel gespielt hätte. Aber das nur am Rande, denn unterm Strich bleibt ein lesenswerter, unterhaltsamer Roman einer jungen deutschen Autorin.

Florian Tietgen: Helden

Der Roman Helden von Florian Tietgen stellt eine Besonderheit dar, da er speziell für das Medium eBook optimiert wurde. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven geschildert, am Ende jeden Kapitels kann der Leser entscheiden, an welcher Stelle er weiterlesen möchte. Es gibt immer eine Empfehlung des Autors zum Weiterlesen, der ich durchgehend gefolgt bin, was sich nicht als verkehrt erwiesen hat.

Helden erzählt von zwei Jungen, die sich im Heim kennenlernen. Jonas ist 14 und schon länger hier, seine Mutter lebt nicht mehr, sein Vater ist Alkoholiker und hat den Jungen schwer missbraucht. Darüber schweigt Jonas, stattdessen schreibt er Geschichten über Minkigrand, einen jugendlichen Helden in einer Welt, die in einem früheren Jahrhundert angesiedelt ist und in der es Magie gibt. Minkigrand als sein alter ego ist der Held, der Jonas gerne wäre.

Jan ist 13 und kommt zu Jonas ins Zimmer. Er ist dick, ängstlich und hängt mit einer zärtlichen Liebe an seinem alten, zerfledderten Stoffhasen. So gar kein typischer Held, aber genau das ist er für Jonas, denn Jan hat das Unmögliche gewagt, hat sich aus dem Leid seines Lebens befreit, indem er seinen Vater erstochen hat. Das weiß jeder im Heim, Jan muss es niemandem erzählen.

Beide Jungen sind einander gegenüber misstrauisch, öffnen sich aber nach und nach. Jonas Heldenverehrung ist für Jan unbegreiflich, er bereut seine Tat und macht seinen Gefühlen in Zeichnungen Luft, in denen aus einem kleinen, dicklichen Jungen ein Held wird, der das Unrecht in seiner Umwelt bekämpft.

Es gibt kein „Am Ende ist alles gut“, überhaupt ist das Ende der Geschichte sehr offen, aber das ist auch nicht wichtig – wichtig ist, dass zwei schwer verletzte Kinder lernen, wieder ein wenig Vertrauen und Hoffnung zu fassen. Und dass der eine vom anderen lernt, dass das Leben nicht immer leicht ist, dass aber Gewalt nie eine Lösung sein kann, allenfalls eine Verlagerung des Problems.

Sehr gut gefällt mir, dass der Autor seine eigene Stimme komplett zurücknimmt, dass er nie den moralischen Zeigefinger erhebt, sondern seine Figuren für sich sprechen lässt, ohne Pathos, ohne (Selbst-)Mitleid, aber schonungslos offen. Wenn man nach und nach erfährt, was beide Jungen erlebt haben, stockt einem zuweilen der Atem, doch die Jungen gehen sehr selbstverständlich damit um, es ist Teil ihres Lebens. Wenn Jonas seine Narben zeigt und trocken bemerkt, dass er damit wenig Schlag bei den Mädchen haben wird, dann spürt man, welche Stärke, welchen Lebenswillen ein Kind haben muss, dass derart mit seinen Verletzungen umgeht.
Zugleich geht der Autor sensibel mit seinen Helden um, nimmt sie ernst und bleibt immer glaubhaft in dem, was er erzählt und wie er es erzählt.

Fazit: Ein Buch, das nicht nur für Jugendliche absolut lesenswert ist. Und gerade die Aufteilung in Jans Perspektive, Jonas Perspektive, Minkigrands Geschichte und Mighty Jans Comic macht es zu etwas Besonderem.

Es empfiehlt sich, am Ende noch mal alle Erzählstränge für sich durchzugehen, denn während man von einem zum nächsten Schnipsel liest, kann es doch vorkommen, dass man nicht an allen Stationen Halt macht (mir fehlte am Ende die Vorgeschichte zu Minkigrand, die jedoch nicht wichtig ist zum Verständnis des Textes, trotzdem aber zum Buch gehört und natürlich auch interessant genug ist, um gelesen zu werden).