Rezension Der Katzenschatz

Wenn ich schon wieder nicht selber schreibe, kann ich wenigstens mal nach und nach die Rezensionen nachliefern, die mir noch unter den Nägeln brennen. 😉

Der Katzenschatz von Hanna Nolden ist ein recht schmales Jugendbuch. Ich habe es im vergangenen Herbst auf einer Lesung von Hanna und weiteren Autoren gekauft (und mir mit Mühe und Not das letzte Exemplar gesichert!).

Jonas ist ein ganz normaler Junge mit einer nicht ganz so normalen besten Freundin: Während er eher der brave typ ist, rebelliert Tabea gegen ihre Umwelt. Sie nennt sich Delilah und experimentiert ständig mit ihrer Haarfarbe und ihren Klamotten.
Die beiden werden von Jonas Mutter gebeten, für die „verrückte Katzenfrau“ um die Ecke ein paar Besorgungen zu machen. Widerstrebend gehen sie hin, bekommen Kekse und Limonade – und plötzlich versteht Jonas die Sprache der Katzen. Er erfährt, dass es einen jahrtausendealten Schatz gibt, der den Katzen gestohlen wurde, und zwar ausgerechnet von den Hunden. Jonas soll ihnen helfen, den Schatz zurückzubringen.

Zunächst ist er etwas überfordert von seinen neuen Fähigkeiten, doch bald merkt er, dass er alle Tiere verstehen kann, auch seine beiden Ratten. Und gemeinsam mit diesen und Delilah macht er sich auf die Suche nach dem Schatz. Dass ihm schon bald Zweifel kommen und er einen eigenen Plan verfolgt, gefällt den Katzen natürlich nicht so richtig …

Das Buch ist flüssig und ansprechend geschrieben, ich konnte mich gut in die Jugendlichen hineinversetzen, und auch die Katzen sind sehr kätzisch, trotz ihrer Sprachfähigkeit – aber es ist ja auch andersherum: Sprechen können sie alle, wir verstehen sie nur nicht. 😉
Ich bin mir im Laufe des Romans nicht ganz klar darüber geworden, wie alt Jonas und Delilah denn nun sind. Auf der einen Seite wirken sie manchmal kaum älter als zehn, auf der anderen entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die mich mehr an Vierzehnjährige erinnerte. Und alles in allem ist das Buch einfach zu kurz! 😉

Ich denke, die Zielgruppe ist irgendwo bei den 10-12Jährigen zu suchen, und die werden ihre Freude an dem Buch haben. Es macht wirklich Spaß und bereitet auch einige Überraschungen, die man so nicht erwartet. Manches hätte für meinen Geschmack noch etwas weiter ausformuliert werden können, so dass Konflikte sich etwas langsamer auflösen und mehr Spannungspotential bieten.

Alles in allem vergebe ich vier von fünf Punkten und warte gespannt auf weitere Bücher der Autorin! 🙂

Hanna Nolden: Der Katzenschatz, 145 Seiten
Machandel Verlag
ISBN: 978-3-939727-32-3
€ 6,90

Rezension Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel

Trix Solier ist eines dieser Bücher, über die ich selber vermutlich nie gestolpert wäre. Aber glücklicherweise habe ich es beim Tintenzirkel-Weihnachtswichteln geschenkt bekommen und mich dann auch vor ein paar Wochen daran gemacht, es zu lesen.

Zu Beginn lernt man Trix kennen, den Sohn des Co-Herzogs von Solier, der gerade auf der Schwelle zwischen Junge und Mann steht – wobei er sich als Mann sieht und seine Umwelt ihn noch als Kind betrachtet.
Gerade, als er über die Streitfälle der Kinder und Jugendlichen richten soll, gibt es einen Putsch, bei dem sein Vater getötet wird und Trix selber ins Gefängnis geworfen wird. Der Co-Herzog Gris lässt jedoch eine gewisse Milde walten und lässt Trix laufen, mit einem Boot und etwas Geld und dem Rat, es später dem nichtsnutzigen Sohn des Herzogs Gris heimzuzahlen.
Fortan sinnt Trix darauf, wie er seinen Thron zurückgewinnen kann. Er lernt Ian kennen, der sich ebenfalls für Trix ausgibt, und bald erfährt er, dass der Herzog Gris etwa hundert Jungen mit der Kleidung von Trix ausgestattet, ihnen Geld gegeben und ihnen eingeschärft hat, sich als Trix auszugeben. Dennoch kommt er zu einem früheren Verbündeten seines Vaters, der ihn erkennt und ihm ein Schreiben mitgibt, das ihm einen Ausbildungsplatz bei einem Handwerker verschaffen soll – allerdings will er Ian als „echten“ Trix bei sich behalten und Trix soll seine Herkunft vergessen und seine Pläne begraben.

Wie gut, dass Ian dabei nicht ganz so mitspielt, wie der Herzog es sich gedacht hat – aber auch nicht unbedingt in Trix‘ Sinne.
Die Wege der beiden Jungen trennen sich, Trix versucht, Knappe zu werden, auch wenn das natürlich weit unter seiner Würde ist und wird letztendlich der Lehrling eines Zauberers. Und er wäre nicht Trix, der Sohn eines Co-Herzogs, wenn er nicht quasi nebenbei eine Herzogin retten und sich ehrenvoll verhalten würde.

Die Handlung des Buches ist witzig, die Welt ist wunderbar beschrieben, aber all das ist nicht das, was wirklich fesselnd ist an diesem Buch. Es ist die Art, wie es erzählt ist. Es gibt kleine Sidekicks auf unsere Welt (die Erfindung der Schnellküchen mit einem „goldenen Hintern“ als Emblem hat mich Tränen lachen lassen, genauso wie der Eipott!), und entgegen der üblichen Einteilung, dass Fantasy entweder in einem fiktiven Mittelalter oder aber in unserer Welt mit Ergänzungen spielen muss, ist Sergej Lukianenko eine wunderbare Mischung aus „typischer“ Fantasy und diversen modernen Elementen gelungen.

Dazu kommt eine wirklich ansprechende Sprache, ein wenig im Stil der klassischen russischen Erzähler, und natürlich wird der Leser hin und wieder auch direkt angesprochen. Zudem ist die Geschichte voller intelligenter Anspielungen auf Literatur, Musik, bekannte Logikrätsel und vieles mehr, von dem ich sicher nur einen Bruchteil gefunden habe. Das Rätsel mit den drei Türen habe ich Dank Lukianenko nun endlich wirklich verstanden, so dass ich es erklären kann – und das will wirklich etwas heißen!

Alles in allem ein wunderbares Buch, das mich bei der Lektüre nicht einmal gelangweilt hat. Uneingeschränkt empfehlenswert – und ich freue mich schon darauf, den nächsten Teil zu lesen, in dem es hoffentlich wieder ähnlich amüsant und intelligent zugeht!

Ich verteile ohne Einschränkung fünf von fünf Sternen.

Sergej Lukianenko: Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel
Gulliver
ISBN: 978-3-407-74334-3
€ 9,95

LBM 2015 – Nachlese

Ich habe mich zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht nur zur LBM begeben, sondern war auch gleich vier Tage dort. Das kann ich wirklich jedem empfehlen, der ein bisschen Zeit mitbringt, denn bisher habe ich die Messe meistens nur für einen Tag, seltener für zwei besucht. Und das war meistens eine gehetzte Kamikaze-Aktion, bei der ich versucht habe, so viel wie möglich zu sehen. Kaum möglich!

Selbst dieses Jahr habe ich nicht alles von der Messe gesehen, aber zumindest das meiste von dem, was mich interessiert hat. Und ich habe viele Lesungen gehört, neue Autoren kennengelernt, Bücher gekauft, mich zwischendrin einfach mal in Ruhe hingesetzt und geschnackt oder was gegessen und die Messe einfach genossen.

Da sich gefühlt der halbe Tintenzirkel auf der Messe herumgetrieben hat, war es auch ein bisschen wie ein Klassentreffen – überall wurde man begrüßt, umarmt, hat jemanden zum Reden gefunden, wurde an die Hand genommen, wenn man verloren gegangen war – kurz, ich habe mich nie alleine gefühlt. Danke euch allen! :-*

Das Messe-Feeling auf der LBM ist wunderbar, zumal diese Messe eben im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse nicht vorrangig eine Fachmesse ist, sondern ganz bewusst für den Leser gemacht wurde. Natürlich finden auch Fachgespräche statt, es werden Verträge ausgehandelt und Kontakte geknüpft (und ich bin der weltbeste Undercover Bodyguard bei solchen Treffen), aber es gibt eben an jeder Ecke Lesungen, Meet&Greet-Treffen mit Autoren, Signierstunden, Mitmachecken für Kinder, Diskussionspodien etc. pp. Eine wahre Fülle an Angeboten, aus denen man sich pro Tag maximal 2-3 herauspicken sollte, der Rest ergibt sich dann einfach.

Toll sind auch die Cosplayer, die nicht nur in Halle 1 und dem kongresszentrum zu finden sind, sondern die sich überall unters Volk mischen. Manche der Kostüme sind so unglaublich aufwändig, dass man sich fragt, wie da noch ein Mensch drin stecken kann. Ich bewundere euch alle für eure Phantasie und Geduld beim Erstellen der Kostüme und noch mehr dafür, dass ihr Hitze und Kälte auf euch nehmt, ohne zu klagen.

Ich habe elf Bücher mit nach Hause genommen, die ich nach und nach lesen und rezensieren werde. Ich weiß nur noch immer nicht, wo ich anfangen soll und habe bisher zwei Bücher etwas weiter angelesen. Eines davon wird artig weitergelesen in den nächsten Tagen.

Ich freue mich so richtig auf die BuCon im Herbst und auf die LBM2016 – und dank Patrick Rothfuss, der wenig gelesen, dafür aber umso mehr Fragen beantwortet hat, habe ich eine ganz entscheidende Sache für mein eigenes Schreiben mitgenommen: Man kann nur gut schreiben, wenn man über Dinge schreibt, die man kennt und mag. Oder anders: Tolkien war Sprachwissenschaflter, kein BWLer, daher gibt es im ganzen Buch keine Szene, in der Geld eine Rolle spielt (ggf. zahlen sie ihr Bier im Tänzelnden Pony, aber auch das wird quasi nicht thematisiert), aber jede Menge unterschiedliche Sprachen.

Viel Spaß hat auch das Meet&Greet bei feelings gemacht – schön, dass ich euch kennenlernen durfte, Kerstin, Heike und Kerstin! 🙂 Eines eurer Bücher habe ich mir als Rezensionsexemplar gewünscht, das wird dann auch hier auftauchen (seht es mir nach, wenn es ein wenig dauert …).

Mit der Gewinnerin des Indie-Autoren-Preises in einer Messe-WG zu leben war auch lustig, ich wurde ständig auf den Bilur an meinem Hals angesprochen – Du bist eine Berühmtheit, Farina! 😀
Überhaupt hatte ich viel Spaß in meiner WG, danke auch noch mal an Sandra, die mir noch ein Plätzchen bieten konnte und die mich mit Chuck-Norris-Witzen zu Lachtränen erheiterte, an Laurence für „Du hast schöne Augen!“, an Jessica für die Torte (auch wenn es nicht meine war, aber sie war sehr lecker!) und an Christian für ein nettes, müdes Gespräch am Morgen. Und natürlich an Sina für lustige nächtliche Heimfahrten und dafür, dass Du mich im Bett nicht getreten hast. 😉