Franka Rubus: Die Blutgabe

Noch ein Vampirroman? Ja, noch ein Vampirroman. Allerdings glitzert hier niemand, und sehr romantisch geht es auch nicht zu.

Zu Beginn folgt die Perspektive Red September 38.07, einem jungen Mann, der in einer Blutfarm lebt und dem es dort gut geht. Blutfarmen, das lernt man nach und nach, sind große Lebensbereiche der Menschen, aus denen man jedoch nicht einfach so ausreisen kann. Die Menschen werden gut versorgt und spenden als Gegenleistung ihr Blut, denn Vampiren ist es verboten, direkt von Menschen zu trinken. Die Vampire sind in gewisser Weise zivilisiert, leben in Städten und gehen ihrer Arbeit nach. Sie zerfallen tagsüber nicht zu Staub, sind aber lichtempfindlicher als Menschen, was sich im Laufe ihrer Lebenszeit steigert.
Und es gibt zwei Arten von Vampiren: Die Konservativen und die Progressiven, die in jungen Jahren unberechnbar und blutrünstig sind und erst im Laufe ihrer Entwicklung ihr Bewusstsein zurückerlangen und somit auch in die Gesellschaft integriert werden.
Dann gibt es noch die Bloodstalkers, eine kleine Gruppe von Vampiren und Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, junge Prograssive, sogenannten Bluter, zu töten, um die Verbreitung der Progressiven Art einzudämmen.
Red September gerät über Umwege an die Bloodstalkers, bei denen er seine Freundin Blue wähnt. Diese hat es jedoch nicht durch die erbarmungslose Stadt geschafft, ihr Verbleib ist ungewiss, und Red schließt sich den Bloodstalkers an, um stark zu werden und Blue zu finden und zu retten.

Im zweiten Teil folgt die Perspektive einer Gruppe Vampire, die in einer Forschungsstation versuchen, die Ursache des Progressiven Vampirismus zu finden. zu ihnen gehört auch Kris, der zugleich ein Bloodstalker ist und ein Doppelleben führt. Es bleibt lange unklar, wem seine Loyalität gehört.

Die Geschichte ist anders als bisherige Vampirgeschichten, sie ist wunderbar erzählt und scheut auch nicht vor wissenschaftlichen Komponenten, die gut recherchiert sind – anders als in vielen Thrillern, in denen die Logik häufig nur allzu schnell auf der Strecke bleibt, ist hier die Idee des wissenschaftlichen Aspektes des Vampirismus gut durchdacht und logisch geschildert.
Auch die düster angehauchte Welt, in der die Geschichte spielt, ist stimmig, die einzelnen Personen sind glaubhaft ausgearbeitet und ihre Handlungen nicht übertrieben.
Alles in allem hat mich das Buch gefesselt, und gerade, dass am Ende manches nicht bis in letzte Detail erklärt, sondern nur angedeutet wird, hat mir gefallen, denn der Leser behält die Möglichkeit, sich eigene Gedanken zu machen.

Für alle, die nach Edward & Co. mal wieder eine etwas düstere Vampirgeschichte lesen mögen und die vor Dark Urban Fantasy mit spitzen Zähnen nicht zurückschrecken, ist das Buch ein Genuss!

Einzig die Frage bleibt, warum deutsche Autoren ihre Geschichten so gerne in Amerika ansiedeln. Es hätte der Geschichte nicht geschadet, wenn sie statt in Kenneth, Minnesota, in Verden an der Aller oder in Castrop-Rauxel gespielt hätte. Aber das nur am Rande, denn unterm Strich bleibt ein lesenswerter, unterhaltsamer Roman einer jungen deutschen Autorin.

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