Kurz vor dem Start

Noch knapp zwei Stunden, bis der NaNoWriMo 2013 beginnt.

Nicht nur im Tintenzirkel ist bereits die Hölle los, da werden Plots in letzter Sekunde verworfen, Szenenlisten umgestellt, Figuren erhalten eine Geschlechtsumwandlung und der Antagonist macht eine Therapie und will nun zu den Guten gehören. Nein, auch auf Facebook lese ich überall Statusmeldungen über den „NaNo“, und ich selber habe mir anscheinend den Prä-NaNo-Blues eingefangen, denn gegen 18.00h wollte ich eigentlich nur noch ins Bett und die Welt ignorieren. Den KickOff in meinem Wohnzimmer habe ich abgesagt und mich stattdessen in die Badewanne gelegt, einen schönen und humorvollen französischen Film gesehen („Willkommen bei den Sch’tis“) und danach meine NaNo-Klamotten ausgegraben. O Schreck, das Shirt ist nicht auffindbar, aber der (das?) Hoodie ist dafür herrlich weich und bequem und in Verbindung mit Schlabberhose und Wollsocken nicht wirklich ein Party-Outfit – aber wen interessiert es? Wir haben Halloween, da darf ich gruselig aussehen! 😉

Und sonst so? Ich habe gerade 100g Physalis verputzt und ziemlich viel Kokosnuss, Lebkuchen stehen bereit und nachher werde ich eine heiße Schokolade in meinen NaNo-Becher füllen und ab Mitternacht die ersten Worte schreiben. Der Einstieg ist immer das Schwerste, finde ich, auch wenn mein Vater das Ende schwerer fand. Wir hätten zu Deinen Lebzeiten einen Roman gemeinsam schreiben sollen, Dad. Wir hätten uns die Schädel eingeschlagen, aber auch sehr viel Spaß gehabt.

Der Anfang also. Ich neige dazu, zu sehr zu schwafeln, zu viel erklären zu wollen, und meine Leser zu Tode zu langweilen. Dann wieder renne ich durchs Geschehen, anstatt die Szene wirken zu lassen, Kleinigkeiten zu erwähnen, Atmosphäre zu schaffen. Auch wenn das primäre Ziel des NaNo ist, die 50.000 Wörter irgendwie bis zum 30.11. zu schaffen, so ist meines doch ein anderes: Langsamkeit zu lernen. Nicht die Langsamkeit beim Schreiben (wobei auch die durchaus dabei helfen kann), sondern die Langsamkeit des Erzählens. Die Kunst, das Geschehen erst nach und nach vor dem Leser zu entfalten, ihm auch die wunderbaren Kleinigkeiten am Rande der Hauptszene zu zeigen, ihm das Gefühl zu geben, mittendrin zu sein. Das wird schwer, aber ich mag Herausforderungen.

Ich beginne mit einer Kneipenszene. Karaoke-Abend, ausgerechnet. Es wird also eher laut und fröhlich und ein wenig albern und übermütig sein, und dennoch muss das Knistern zwischen meinen beiden Hauptfiguren zu spüren sein, wenn sie sich heimliche Blicke zuwerfen und schließlich einen Schritt aufeinander zu machen und miteinander reden. Und nein, Tania gedenkt nicht, es Martin leicht zu machen. Wenn er sie will, dann muss er auch um sie kämpfen. Ich merke schon, dass ich mir da eine recht komplizierte Dame als Protagonistin angelacht habe, aber sie fasziniert mich auch und ich bin sehr gespannt auf all das, was noch kommen wird.

Heute Nachmittag lief mir Martins Ex zu, groß, blond und voller Kalkül – und dann zeigte sie mir ihre andere Seite. Ihre mitfühlende Seite, ihr großes Herz, das kein Tier leiden lassen kann, ihre Leidenschaft für Pflanzen, mit denen sie sogar spricht, und ihre kindliche Freude an Spielplätzen. Eigentlich ist sie nur eine Randfigur, aber ich glaube, sie wird doch auch einen kleinen Auftritt bekommen und nicht nur in Martins Erzählungen Raum finden.

Ich werde jetzt meinen Tisch noch ein wenig aufräumen und dann so langsam ins gemeinsame Hibbeln im Tintenzirkel und im NaNo-Board einsteigen. Noch immer bin ich völlig fasziniert davon, wie aus der Idee eines einzelnen Mannes, der 1999 beschloss, einen Monat Leerlauf zu nutzen, um einen Roman zu schreiben, eine weltweite Bewegung mit derzeit knapp 200.000 aktiven Schreibern (man muss seinen Account in jedem Jahr aktivieren, sonst wird man nicht gezählt) werden konnte. Das ist etwas, das mich wirklich beeindruckt. Selbst, wenn nur 10% ihren Roman fertig schreiben, sind das weltweit 20.000 neue Romane. Roh und unfertig, wie ein ungeschliffener Diamant, aber aus vielen wird später ein Juwel. Ich habe zwischenzeitlich mehr als einen Roman gelesen, der im NaNo entstanden ist, und ich war von allen begeistert!

Pläne

Ich komme gerade zu nichts, da mich mein Job in Atem hält. Aber das bedeutet ja nicht, dass ich nicht wenigstens planen kann!

Geplant ist, den Roman aus dem NaNo zu beenden, möglichst bis Ende Januar. Und dann habe ich inzwischen zwei weitere Romane in mir, die geschrieben werden wollen, ganz ohne Fantasy. Das eine wird vermutlich ganz bewusst eine Art Liebesroman, das andere eher eine Art Sozialstudie. Mal sehen, wann beide in mir ausgereift genug sind, dass ich mit dem Plotten und dann auch dem Schreiben beginnen kann, und vor allen, wie ich die beiden im nächsten Jahr unterbringen will. Aber es gibt ja Tintenzirkel-intern den NaNoMaiMo und dann vom OLL auch noch das Camp NaNoWriMo, die beiden sind ggf. genug Motivation, um jeweils einen Roman zu schreiben.

Dann ist da noch „Barfuß durchs Leben“, das ich endlich neu in Angriff nehmen, plotten und schreiben will. Bisher ist es mir zu episodenhaft, zu wenig so, wie ich es will. Die Atmosphäre stimmt noch nicht, und ich hechte noch zu sehr durch die Szenen.

Tja, und dann will ich bis zum Jahresende das „Mädchen aus Stein“ so weit überarbeiten, dass ich es bei einem Wettbewerb einreichen kann. Mal schauen, ob das noch was wird, bisher habe ich etwa zehn Prozent überarbeitet, da ist noch mehr als genug zu tun.

Fangen wir klein an: Heute Abend werde ich mir das nächste Kapitel des Steinmädchens vornehmen und vielleicht noch ein bisschen am Selkie-Sommer schreiben.

NaNo 2012 – der letzte Tag

In nicht mal mehr einer halben Stunde ist der NaNo 2012 vorbei. Ich hatte viel Spaß und bin tatsächlich auch zu anderen Dingen als nur zum Schreiben gekommen, das war anbetrachts der Tatsache, dass ich am 25. fertig war, eine erstaunliche, neue Erfahrung für mich. 2004 und 2007 war es ein K(r)ampf in den letzten Stunden, die 50k zu knacken, und in diesem Jahr war es eher ein Rausch. Kein Spaziergang, das nun auch wieder nicht, aber wenn ich einmal angefangen hatte, dann habe ich bis auf ganz wenige Tage locker 2-3k heruntergeschrieben.

Heute habe ich mich im NaNo-Endrausch, der im Tintenzirkel herrscht, noch mal rangesetzt und weitergeschrieben, und es war nicht nur rauschhaft, sondern ich hatte plötzlich das Gefühl, sprachlich weitergekommen zu sein. Habe ich unter dem Druck der 50k oft noch gedacht „ach, das editiere ich später“, habe ich jetzt etwa 2k geschrieben, von denen mir das meiste so gefällt, wie es dort steht. Ich lerne immer mehr, Gefühle und Stimmungen zu vermitteln, statt nur von außen in unzureichenden Worten zu beschreiben, und ich habe die Hoffnung, dass ich dieses Können bei der Überarbeitung auf den ersten Teil übertragen und natürlich auch für weitere Projekte mitnehmen kann.

Auch ohne NaNo wird es für den Roman weitergehen, mein Ziel ist, ihn bis Ende Januar zu beenden. Der nächste Roman klopft zaghaft an meine Schädeldecke und lässt mich nachts mein Licht noch mal einschalten, um Sätze und Gedanken zu notieren, und während ich anfangs noch nicht einmal ansatzweise wusste, wie ich die Idee umsetzen will, formiert sich zumindest die formale Struktur nach und nach, und wenn ich einen roten Faden finde, werde ich mich irgendwann auch daran setzen, eine Storyline bzw. einen Plot zu schreiben.
Bisher hat das Schätzchen den netten Arbeitstitel „das verfluchte Buch“, weil es sich mir aufdrängt, ohne sich bisher wirklich zu offenbaren. Aber es wird, es wird. Und irgendwann bekommt es auch einen netteren Namen!

Und dann ist da noch der unfertige Roman aus dem August, den ich gerne Ende Dezember zu einem Wettbewerb einreichen möchte. Bedeutet, dass dieser absolute Priorität hat. Und ich muss mich dringend durch die Anmerkungen meiner Betaleserin wurschteln und meine neuen Fähigkeiten des „show, don’t tell“ dann auch hier ausprobieren. Ich fürchte, auch diese Story braucht noch mal eine Politur des Plots, bevor ich sie neu schreiben bzw. umarbeiten kann. und ja, das wird Arbeit. Aber ich bin masochistisch genug, es versuchen zu wollen.

Pläne für 2013

Während ich gerade meinen NaNo-Bericht für gestern verfasst habe, kamen mir reichlich Gedanken zu meinen Plänen für das kommende Jahr. Da das aber nicht mehr viel mit dem eigentlichen Thema zu tun hatte, gibt es nun einen neuen Post dafür.

Ich habe mir für 2013 einiges vorgenommen:

– Ich will „Auf der anderen Seite“ komplett überarbeiten, was vermutlich in großen Teilen auf Neuschreiben hinausläuft. Das ist der größte Berg Arbeit, vor dem ich am meisten Respekt habe. Vermutlich muss ich mich mal mit einem sehr großen Stück Papier hinsetzen und Szenen in Form von Karten darauf herumschieben, um zu schauen, wo noch was fehlt, wo ich tote Enden habe, welche Szenen ersatzlos gestrichen werden können und wie ich den großen Überblick hinbekomme. Das wird spannend und hoffentlich am Ende von Erfolg gekrönt sein. Nach wie vor glaube ich an die Geschichte und will sie in eine lesbare Form bringen.

– Dann soll „Das Mädchen aus Stein“ endlich so weit überarbeitet werden, dass ich es einem kleinen Verlag anbieten kann, der derzeit nach kurzen phantastischen Romanen sucht. Wer weiß, vielleicht hat meine Kleine da ja eine Chance! Auch diese Geschichte liegt mir sehr am Herzen und auch hier ist noch reichlich zu tun.

– Der völlig unfertige und bisher auch erste Roman ohne Fantasy-Elemente „Barfuß durchs Leben“ möchte gerne weitergeschrieben werden. Das will ich ihm gönnen, und daher werde ich mir das bisher geschriebene noch mal genauer ansehen und auch hier einen Plot schreiben und in Häppchen zerlegen, so dass ich ein Gerüst habe, an dem ich mich entlang hangeln kann. Ich habe eine sehr genaue Vorstellung von der Handlung und der Erzählstimme, werde beidem bisher aber nicht gerecht.

– Mir fliegen täglich neue Konzepte in den Kopf, das ist schon unheimlich. Ich habe noch einen Roman, von dem ich bisher nur wenige Seiten geschrieben habe, der ebenfalls durchdacht und geplottet sein will, da ich noch viel zu viele logische Lücken darin habe.
Genauso habe ich einen weiteren realistischen Roman im Hinterkopf, für den ich sehr viel recherchieren muss, auch das fordert seine Zeit. Einen von beiden werde ich dann wohl im NaNo 2013 schreiben.

– Und weil das alles eigentlich schon viel zu viel ist, ich mich aber nicht nur mit „Monsterprojekten“ beschäftigen kann und will, habe ich mir vorgenommen, auch wieder Kurzgeschichten zu schreiben und regelmäßig an Anthologieausschreibungen teilzunehmen, um überhaupt wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Alles in allem ist das Jahr 2013 damit wohl schreiberisch ausgebucht, und auch sonst habe ich einige Pläne, von denen der wichtigste lautet: Reduce to the max! Umstrukturieren, rauswerfen, neu sortieren. Wohnung, Schreiben, Leben, Arbeit. Mal sehen, was bleibt.