NaNoWriMo 2018 – ein Rückblick

Wie man unschwer erkennt, habe ich es nicht geschafft, jeden Tag zu bloggen. Genau genommen nicht mal jede Woche, sondern dann einfach gar nicht. Was vor allem daran liegt, dass ich dachte, ich würde häufiger bloggen und mich dann daran festgehalten habe, dass ich jetzt alles nachholen „muss“, was ich nicht erzählt habe.
Blödsinn. Auch Romane leben von den Auslassungen. Niemand will einen minutiösen 24-Stunden-Tagesbericht jeder einzelnen Figur. Auch unsere Leben sind nicht rund um die Uhr spannend. Also picken wir beim Erzählen das heraus, was interessant ist. Sowohl, wenn wir Freunden oder Familie erzählen, was wir erlebt haben, als auch beim Schreiben. Und genau das ist die wahre Kunst daran: Zu erkennen, welche Begebenheiten der Figuren wichtig sind und welche die Geschichte nicht voranbringen. Welche für die passende Stimmung sorgen und welche vom Geschehen ablenken. Ich habe sehr lange das Gefühl gehabt, dafür kein Gespür zu haben. Bei Kurzgeschichten war es einfacher, die sind eh die verdichtete Essenz einer Begebenheit. Aber ein Roman ist nicht die Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, sondern funktioniert völlig anders.

Und all diese Dinge wusste ich, habe sie aber in diesem NaNo erlebt. Anhand meines Romans. Wie man am Counter rechts auf dieser Seite erkennen kann, habe ich die 50k nicht erreicht, aber ich ärgere mich nicht darüber. Ich habe nicht nur mehr an einer zusammenhängenden Geschichte geschrieben als in den letzten acht (?) Jahren, sondern auch mehr, als in den letzten fünf Jahren überhaupt. Und ich habe die Geschichte nicht gegen die Wand gefahren. Es gibt Szenen, die rausfliegen werden, welche, die dringend überarbeitet werden müssen und eine Figur, die erneut eine Generalüberholung benötigt, aber all diese Dinge weiß ich und kann sie umsetzen. Ich habe in diesem November nicht nur das Schreiben an sich wiedergefunden, sondern anscheinend auch gelernt, wie man Geschichten überarbeitet, um sie besser zu machen. Wie man mittendrin den Kurs ändert, damit am Ende alles passt, ohne dass man die gesamte Geschichte verändert. Und ich weiß, dass ich es doch kann: Schreiben. Geschichten erfinden, die vielleicht sogar mal jemand lesen mag. Gerne liest. Das ist eine wunderbare Erkenntnis!

Ich werde den Roman in aller Ruhe fertig schreiben und so überarbeiten, dass er rund wird. Vielleicht brauche ich dafür drei Monate, vielleicht ein Jahr. Es ist nicht wichtig – wichtig ist nur, dass ich das Schreiben wiedergefunden habe. Und dass meine Figuren lebendig geworden sind und mir gezeigt haben, dass nicht nur das echte Leben selten so verläuft wie geplant, sondern auch das erfundene. Ich kann als Autor noch so gut planen – wenn ich mich sklavisch an den Plan halte, anstatt der natürlichen Entwicklung des Romans zu folgen, wird er aller Voraussicht nach sehr statisch werden, anstatt sich organisch und lebendig anzufühlen, als schaue man beim Lesen echten Menschen beim Leben zu.

Schreiben bedeutet, der Chronist einer Geschichte zu sein

Ich war ja immer ein wenig neidisch, wenn andere sagten, dass sie eigentlich nur aufschreiben, was passiert, während die Figuren durch ihre Welt stolpern. Ich hatte immer mal Momente, in denen ich in einen solchen Schreibrausch geraten bin, aber viel häufiger hatte ich das Gefühl, meine Figuren zu etwas zwingen zu wollen, das ihnen gar nicht recht liegt.
Dieses Mal ist es anders, bisher jedenfalls. Ich habe bei allen bisherigen Szenen das Gefühl, quasi hinter der Kamera zu stehen und draufzuhalten, während meine Figuren nicht mal ein Drehbuch haben, sondern allenfalls grobe Anhaltspunkte. Und es funktioniert erstaunlich gut!
Da ist plötzlich ein Mitbewohner von Helen aufgetaucht, der einer ihrer engsten Freunde ist und den sie viel zu selten sieht, weil beide ständig auf Achse sind. Ein kleiner Twist aus der Plot-Methode hat heute zu einer großartigen Kennenlernszene zwischen Helen und Hannes geführt, die weniger von Streit geprägt war, als ich befürchtet habe, aber sie sind definitiv auch nicht als Freunde auseinandergegangen. Da steckt noch jede Menge Potential drin! 🙂
Ich habe insgesamt schon fast 6.000 Wörter geschrieben und freue mich trotz akuter Müdigkeit auf die kommenden Tage. Auf Zweifel, Streit, Versöhnung und jede Menge Strand. Wie gut, dass sowohl Helen und Fily als auch Hannes am Meer leben. Blöd, dass es nicht das gleiche ist.
Morgen habe ich weniger Zeit zum Schreiben, mal schauen, was ich dennoch schaffe.

NaNo Tag #1: Wir lernen ein paar Figuren kennen

Gestartet bin ich mit vielen Mitautoren aus dem Tintenzirkel um Mitternacht. Nach zwei Einheiten mit je 20min hatte ich 1321 Wörter und bin ins Bettchen gekippt.
Heute morgen fand ich das nachts Geschriebene gar nicht so gruselig und habe heute im Laufe des Tages noch ein paar Einheiten eingelegt, so dass ich den Tag nun mit 3.819 Wörtern beschließe und damit einen kompletten zweiten Tag „grüngeschrieben“ habe.
Die Erfahrung lehrt, dass es gut ist, sich am Anfang einen Puffer zu erschreiben, weil man immer Tage hat, an denen man nicht zum Schreiben kommt. Sei es, weil das LebenTM dazwischenkommt, sei es, dass man so starke Zweifel an seinem Roman hat, dass man einfach eine Pause braucht. Es gibt Tage, an denen man weniger als das Soll von 1.667 Wörtern erreicht, so dass auch diese gepuffert werden müssen. Und es ist immer besser, den Puffer vorneweg zu schaffen, als im Nachhinein verzweifelt zu versuchen, den Wordcount wieder zu erreichen.

Bisher habe ich Hannes und seinen dreibeinigen Hund Streuner ein bisschen besser kennengelernt, außerdem haben Helen und Fily sich getroffen und Helen darf mit ihrem Lieblingsmitbewohner ein Bier auf der Dachterrasse trinken, bevor sie in die Bretagne startet. Das wird spannend, und ich befürchte, dass ihr alter, treuer Bulli irgendwo auf der Strecke ein Problem bekommen wird. Möglicherweise ausgerechnet irgendwo im Nirgendwo in der Nähe von Hannes‘ Hütte.

NaNoWriMo 2018: Wann, wenn nicht jetzt?

Das letzte Mal habe ich 2015 am NaNoWriMo teilgenommen, aber sehr schnell aufgegeben. Wenn man selbständig ist und die Hauptsaison von Oktober bis Dezember geht, dann schafft man es nicht mehr, „nebenbei“ noch einen Roman zu schreiben.
Nun habe ich mein Leben umgekrempelt, meine Selbständigkeit an den Nagel gehängt und bin aktuell in einem Zwischenzustand, der mir erlaubt, etwas mehr Zeit für mich zu nutzen. Und da so langsam auch die Kreativität wieder anklopft, dachte ich „schreib mal ein nettes kleines Spaßprojekt zum Warmwerden, bevor Du Dich an irgendwelche Monster-Epen wagst“. Gesagt, getan.
Zwei Figuren waren schon vor einer Weile da, die dritte kam etwas später und bekam in den letzten Tagen eine Geschlechtsumwandlung (hat ihr gut getan, wirklich!), und nun plotte ich mit der Ideen-Matrix fleißig herum, um nicht völlig ins Blaue zu schreiben.
Klar, dass ich mir trotzdem einiges an Recherchen aufgehalst habe, oder? Aber das wird schon, notfalls sind da ganz viele Gurkensalate (Platzhalter) im Text, um die ich mich dann nach dem NaNo kümmern muss.

Worum es geht?
Nun ja: Um Selbstfindung, Liebe, Konventionen und ihre Aufweichung, um Liebe, Einsamkeit und das Leben.
Oder konkreter: Um drei sehr unterschiedliche Menschen, die zueinanderfinden und sich nicht sicher sind, ob und in welcher Konstellation sie nun eigentlich zueinander stehen. Sind sie drei Freunde, ein Paar mit einem Freund, zwei Paare mit einer Doppelbelegung oder ein „Threesome“? Und ist es wirklich wichtig, dass sie sich ein Etikett aufkleben?
Dazu gibt es ein bisschen hübsche Landschaften, die Auseinandersetzung mit der Rolle, quasi in zwei unterschiedlichen Traditionen aufgewachsen zu sein, einen dreibeinigen Hund namens Streuner und das Meer. ❤

Auf geht es, das wird spannend! Der Ticker da rechts auf der Seite sagt euch, wie weit ich bin. Anfeuern ausdrücklich erlaubt! 🙂

*pustet Staub vom Blog*

Lange Zeit dachte ich, ich hätte nichts mehr zu schreiben, nichts mehr zu sagen. Aber das stimmt so natürlich nicht, ich war nur durch zu viele andere Dinge in meiner Kreativität blockiert.
Da ich so langsam mein Leben aufräume und wieder mehr zu mir selber finde, kommen plötzlich auch wieder ein paar Plotbunnies um die Ecke gehoppelt. Das eine kam vor einigen Monaten und brachte eine Figur mit mit den Worten „schau mal, das ist Helen. Sie hätte gerne eine Geschichte“. Danke, liebes Bunny, aber das war dann doch arg wenig, oder? Okay, dann kam Felix, der kaum etwas über sich preisgeben wollte, und beide sagten mir, dass da noch jemand ist, der sich aber erstmal komplett versteckte.
Also skizzierte ich die beiden in einem frischen Scrivener-Projekt und legte dieses mit dem unglaublich originellen Arbeitstitel „voll intellektueller Titel für einen Liebesroman“ ab. Nur – ich schreibe gar keine Liebesromane. Zumindest keine klassischen. Die eine oder andere Liebesgeschichte hat es bisher irgendwie immer in meine Geschichten geschafft.
Na gut, so weit erstmal, es blieb beim Fragment.

Dann, vor etwa drei Wochen, traf mich eine kurze Nachricht im Internet mit voller Wucht, kippte eine Ladung Monsterplotbunnies über mir aus und sagte: „Hey, schreib doch mal ein Weltraumepos über ein Generationenschiff!“ Klar, sagte ich. Wo ich ja so viel Ahnung davon habe. Aber es ließ mir keine Ruhe, und so fand ich mich nicht nur abends lange mit einer Freundin, bei der ich das Wochenende verbrachte, ins Gespräch über das Projekt vertieft wieder, sondern auch am nächsten Morgen mit einem Kaffee und meinem BuJo in ihre Wohnzimmer, tief in einen sehr bequemen Sessel vergraben und die sprudelnden Ideen festhaltend. Gleichzeitig chattete ich mit meinem Freund per Whatsapp, der genauso angefixt war und mir fleißig mit weiteren Ideen und Links aushalf. Danke, das war toll und darf gerne wiederholt werden! ❤
Geträumt habe ich auch mehrfach von meinem Projekt, was mir meines Wissens vorher so noch nie passiert ist.
Da dieses Mammutprojekt aber irgendwie sehr viel Recherche benötigt und ich gerne vorher überhaupt wieder ins Schreiben kommen möchte, im Tintenzirkel die Vorbereitungen für den NaNo schon seit Wochen laufen (und ich noch immer nicht ganz sicher bin, ob das für mich eine gute Idee ist) und mich gestern wieder meine anderen Figuren ansprangen – dieses Mal sogar mit Person drei im Schlepptau -, wird das wohl vorgezogen.

Aktueller Stand der Dinge: Neben der ersten Figur (Frau) und der zweiten (Mann) gibt es jetzt noch einen Mann. Dafür teilte mir Figur zwei mit, dass sie auch eine Frau ist, beide Damen teilten mir mit, dass sie Gendereinteilungen und Heterosexualität für überholt halten und der Kerl, der anscheinend in Frankreich am Meer lebt, sagte heute morgen folgenden Satz:

„Menschen“, sagte er, ohne den Blick vom Meer abzuwenden, „Menschen sind das Schlimmste, was dir passieren kann.“

Da bin ich ja mal gespannt, was er noch zu berichten hat! Und wie die drei zusammenfinden. Und was das am Ende gibt. Aber das ist ja das schöne, wenn man einen neuen Roman beginnt: Es gibt erstaunlich viel zu entdecken!

NaNo 2013 – Tag 2 und 3

Gestern morgen hatte ich eine kurze Schreibsession mit immerhin ca 1000 Wörtern, abends dann einen guten Lauf, so dass ich letztendlich 3.734 Wörter für den Tag und 7.238 Wörter insgesamt hatte. Es macht unglaublich viel Spaß gerade!

Interessante Erkenntnis: Die männliche Perspektive gelingt mir wesentlich leichter als die weibliche. Bei ihr rutsche ich noch immer aus der personalen in die auktoriale Perspektive, was mir bei ihm wesentlich seltener passiert. Aber vielleicht musste ich auch einfach nur insgesamt wieder reinkommen, schließlich habe ich schon wieder seit Monaten nicht geschrieben. In jedem Fall macht es wahnsinnig Spaß, die beiden zu entwickeln und ihnen dabei zuzusehen, wie sie miteinander agieren. Dass mein Szenenplan teils nicht eingehalten wird, ist gar nicht so dramatisch, ich werfe ihn dann halt passend um. 😉

Da ich gestern Abend noch meinen Bus aus der Werkstatt geholt habe mit der Auflage, ihn an Wochenende zu fahren, um ggf. noch bestehende Mängel gleich Anfang der Woche auszumerzen, bin ich heute mittag kurzentschlossen ans Meer gefahren, habe mir eine Bank gesucht und geschrieben. 1647 Wörter wurden es, bevor dann doch die Finger kalt waren. Aber eine schöne Szene, die ich dann zuhause vervollständigt habe. Und ich merke, dass es mir gut tut, in einer andern Umgebung zu schreiben. Ich denke, ich werde das jetzt einfach häufiger mal machen, dass ich mit dem Bulli spontan irgendwohin fahre zum  Schreiben. Das Gute ist ja, dass ich notfalls auch problemlos im Bus schreiben kann, genug Platz ist ja, und ich hab sogar einen Kocher dabei und muss nur an Wasser und Tee denken.
Wenn ich dann beim nächsten Mal noch an die Kamera denke, kann ich auch bessere Erinnerungsfotos machen als heute mit dem Handy, aber immerhin habe ich ein bisschen die Stimmung einfangen können:

IMG_2582

 

IMG_2583

Mein Ziel, mir übers Wochenende ein Polster von 10k anzuschreiben, habe ich auch erreicht. Und wenn ich so weitermache, dann lande ich am Ende eher bei 100k als beiden angestrebten 70-80, denn ich habe gerade mal die ersten beiden von 23 geplanten Kapiteln geschrieben. Uffz.

Es wurde übrigens recht erotisch in meiner Szene … Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird!

NaNoWriMo 2013 – Tag 1

Nachdem ich Donnerstag Abend das dringende Bedürfnis hatte, nur noch in die Badewanne und ins Bett zu gehen, habe ich mich doch um Mitternacht aufgerafft und reingeschrieben. Und es war eine gute Entscheidung! Gut 1170 Wörter später bin ich dann ins Bett gefallen.

Freitag Abend war dann NaNo-Session bei Hanna mit insgesamt sechs Leuten, und es hat erstaunlich gut funktioniert – Musik auf die Ohren und schreiben. Immer mal kleine Unterbrechungen, unter anderem für das Essen und um den Kater davon abzuhalten, Hände und Füße zu fressen, aber letztendlich stand ich mit 3501 Wörtern da. Je nach zählendem Programm auch 3504 oder 3506.

Ich habe das erste Kapitel fast fertig und merke, dass ich noch nicht wieder richtig im Schreiben bin, dennoch gelingen mir manche Szenen schon ganz gut. Ich muss nur wirklich mehr üben, stimmungsvolle Szenen zu schreiben, aber dafür ist das Projekt ja auch genau richtig.

Da ich bei der Challenge mitmache, am ersten Wochenende ein Polster von mindestens 10.000 Wörtern zu schreiben, habe ich auch heute etwa 3500 Wörter vor mir. Die erste Session beginne ich gleich, bevor ich mich für eine Weile in die große, verregnete Welt wage und mich um solch profanen Dinge wie den Einkauf kümmere. Und meine Unterlagen für den ITC abhole.

Meine Figuren entwickeln sich prächtig, wenn auch nicht ganz so, wie erwartet, aber auch das ist normal. Letztendlich habe ich eine grobe Richtlinie, an der ich entlangschreibe, und wenn die Figuren dieses Handlungsgerüst mit Leben füllen, soll es mir nur recht sein.

Nun denn – auf in die Schlacht, den Rest von Kapitel 1 und die ersten ein bis zwei Szenen von Kapitel 2, das dann aus Martins Sicht geschrieben sein wird. Ich bin gespannt auf seine Erzählstimme.

Kurz vor dem Start

Noch knapp zwei Stunden, bis der NaNoWriMo 2013 beginnt.

Nicht nur im Tintenzirkel ist bereits die Hölle los, da werden Plots in letzter Sekunde verworfen, Szenenlisten umgestellt, Figuren erhalten eine Geschlechtsumwandlung und der Antagonist macht eine Therapie und will nun zu den Guten gehören. Nein, auch auf Facebook lese ich überall Statusmeldungen über den „NaNo“, und ich selber habe mir anscheinend den Prä-NaNo-Blues eingefangen, denn gegen 18.00h wollte ich eigentlich nur noch ins Bett und die Welt ignorieren. Den KickOff in meinem Wohnzimmer habe ich abgesagt und mich stattdessen in die Badewanne gelegt, einen schönen und humorvollen französischen Film gesehen („Willkommen bei den Sch’tis“) und danach meine NaNo-Klamotten ausgegraben. O Schreck, das Shirt ist nicht auffindbar, aber der (das?) Hoodie ist dafür herrlich weich und bequem und in Verbindung mit Schlabberhose und Wollsocken nicht wirklich ein Party-Outfit – aber wen interessiert es? Wir haben Halloween, da darf ich gruselig aussehen! 😉

Und sonst so? Ich habe gerade 100g Physalis verputzt und ziemlich viel Kokosnuss, Lebkuchen stehen bereit und nachher werde ich eine heiße Schokolade in meinen NaNo-Becher füllen und ab Mitternacht die ersten Worte schreiben. Der Einstieg ist immer das Schwerste, finde ich, auch wenn mein Vater das Ende schwerer fand. Wir hätten zu Deinen Lebzeiten einen Roman gemeinsam schreiben sollen, Dad. Wir hätten uns die Schädel eingeschlagen, aber auch sehr viel Spaß gehabt.

Der Anfang also. Ich neige dazu, zu sehr zu schwafeln, zu viel erklären zu wollen, und meine Leser zu Tode zu langweilen. Dann wieder renne ich durchs Geschehen, anstatt die Szene wirken zu lassen, Kleinigkeiten zu erwähnen, Atmosphäre zu schaffen. Auch wenn das primäre Ziel des NaNo ist, die 50.000 Wörter irgendwie bis zum 30.11. zu schaffen, so ist meines doch ein anderes: Langsamkeit zu lernen. Nicht die Langsamkeit beim Schreiben (wobei auch die durchaus dabei helfen kann), sondern die Langsamkeit des Erzählens. Die Kunst, das Geschehen erst nach und nach vor dem Leser zu entfalten, ihm auch die wunderbaren Kleinigkeiten am Rande der Hauptszene zu zeigen, ihm das Gefühl zu geben, mittendrin zu sein. Das wird schwer, aber ich mag Herausforderungen.

Ich beginne mit einer Kneipenszene. Karaoke-Abend, ausgerechnet. Es wird also eher laut und fröhlich und ein wenig albern und übermütig sein, und dennoch muss das Knistern zwischen meinen beiden Hauptfiguren zu spüren sein, wenn sie sich heimliche Blicke zuwerfen und schließlich einen Schritt aufeinander zu machen und miteinander reden. Und nein, Tania gedenkt nicht, es Martin leicht zu machen. Wenn er sie will, dann muss er auch um sie kämpfen. Ich merke schon, dass ich mir da eine recht komplizierte Dame als Protagonistin angelacht habe, aber sie fasziniert mich auch und ich bin sehr gespannt auf all das, was noch kommen wird.

Heute Nachmittag lief mir Martins Ex zu, groß, blond und voller Kalkül – und dann zeigte sie mir ihre andere Seite. Ihre mitfühlende Seite, ihr großes Herz, das kein Tier leiden lassen kann, ihre Leidenschaft für Pflanzen, mit denen sie sogar spricht, und ihre kindliche Freude an Spielplätzen. Eigentlich ist sie nur eine Randfigur, aber ich glaube, sie wird doch auch einen kleinen Auftritt bekommen und nicht nur in Martins Erzählungen Raum finden.

Ich werde jetzt meinen Tisch noch ein wenig aufräumen und dann so langsam ins gemeinsame Hibbeln im Tintenzirkel und im NaNo-Board einsteigen. Noch immer bin ich völlig fasziniert davon, wie aus der Idee eines einzelnen Mannes, der 1999 beschloss, einen Monat Leerlauf zu nutzen, um einen Roman zu schreiben, eine weltweite Bewegung mit derzeit knapp 200.000 aktiven Schreibern (man muss seinen Account in jedem Jahr aktivieren, sonst wird man nicht gezählt) werden konnte. Das ist etwas, das mich wirklich beeindruckt. Selbst, wenn nur 10% ihren Roman fertig schreiben, sind das weltweit 20.000 neue Romane. Roh und unfertig, wie ein ungeschliffener Diamant, aber aus vielen wird später ein Juwel. Ich habe zwischenzeitlich mehr als einen Roman gelesen, der im NaNo entstanden ist, und ich war von allen begeistert!

NaNo 2013 – Bis ans Ende der Welt

Ja, hier war es lange still, zu lange.

Ich habe es nicht mal mehr geschafft, all die Bücher zu rezensieren, die ich gelesen habe, obwohl da wahre Perlen dabei waren. Ich werde versuchen, das eine oder andere nachzutragen.

Aktuell bereite ich mich mal wieder auf den NaNo vor. Mich sprang im letzten Urlaub auf Bali eine zaghafte Liebesgeschichte an, die sich während einer längeren Autofahrt vor meinem geistigen Auge ausbreitete. Ich mag Liebesgeschichten, aber sie dürfen nicht zu viel Zuckerguss enthalten. Also werde ich versuchen, genau diesen Spagat hinzubekommen – eine Liebesgeschichte, die nah genug an der Realität ist, um glaubwürdig zu sein, die aber trotzdem zum Träumen, Hoffen und Mitfiebern einlädt.

Ein winziger Einblick gefällig? Es geht um ein Paar Anfang, Mitte 30. Beide tragen Narben auf der Seele, und beide sind sich nicht sicher, ob sie sich noch einmal auf etwas einlassen wollen. Letztendlich siegt die Vernunft, und sie gehen getrennte Wege. Doch das klappt natürlich nicht lange, und so kommt es zu einem folgenschweren Wiedersehen. Während Tania mit der Situation nur fertig wird, indem sie sich so weit wie möglich von Martin entfernt, tötet dieser all seine Gefühle mit einem hohen Arbeitseifer – und letztendlich mit Alkohol.

Und natürlich wäre es keine Liebesgeschichte, wenn es nicht doch noch eine Chance für beide gäbe. Jahre später und mit einigen gravierenden Veränderungen in ihren jeweiligen Leben, stehen sie sich wieder gegenüber. Und ob sie noch eine Chance haben, werde ich im November herausfinden. Derzeit ist ein ganz vorsichtiges Happy End geplant, aber ob die beiden mir und sich das überhaupt gönnen? Und letztendlich gibt es noch ein paar mehr Figuren, die ein Rolle spielen werden und noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Ich bin tatsächlich gespannt, worauf ich mich da schon wieder eingelassen habe. Nebenbei höre ich gerade meinen Soundtrack zum Projekt, um mich ein wenig einzustimmen und meine grobe Kapiteleinteilung in feinere Szenen zu zerlegen. Blöd, wenn man teilweise nur eine Szene angedacht hat, für andere Kapitel aber einen ganzen Roman schreiben könnte. Da muss ich noch mal dran arbeiten, denn ich mag Kapitel, die wenigstens ansatzweise eine ähnliche Länge haben.

Übrigens werden beide im Buch zu Wort kommen, und ich bin sehr gespannt, wie mir die unterschiedlichen Erzählstimmen gelingen werden.

Alles in allem ein Projekt, auf das ich mich sehr freue! Und wie es ja oft so ist, wenn die Muse erstmal erwacht ist klopft ein neues Projekt sanft aber vehement an meinen Hinterkopf. Dafür habe ich mir gestern erstmal drei schmale Moleskine-Notizhefte besorgt, damit meine anstehenden Projekte ein hübsches Zuhause bekommen können und sich nicht vernachlässigt fühlen.

NaNo 2012 – der letzte Tag

In nicht mal mehr einer halben Stunde ist der NaNo 2012 vorbei. Ich hatte viel Spaß und bin tatsächlich auch zu anderen Dingen als nur zum Schreiben gekommen, das war anbetrachts der Tatsache, dass ich am 25. fertig war, eine erstaunliche, neue Erfahrung für mich. 2004 und 2007 war es ein K(r)ampf in den letzten Stunden, die 50k zu knacken, und in diesem Jahr war es eher ein Rausch. Kein Spaziergang, das nun auch wieder nicht, aber wenn ich einmal angefangen hatte, dann habe ich bis auf ganz wenige Tage locker 2-3k heruntergeschrieben.

Heute habe ich mich im NaNo-Endrausch, der im Tintenzirkel herrscht, noch mal rangesetzt und weitergeschrieben, und es war nicht nur rauschhaft, sondern ich hatte plötzlich das Gefühl, sprachlich weitergekommen zu sein. Habe ich unter dem Druck der 50k oft noch gedacht „ach, das editiere ich später“, habe ich jetzt etwa 2k geschrieben, von denen mir das meiste so gefällt, wie es dort steht. Ich lerne immer mehr, Gefühle und Stimmungen zu vermitteln, statt nur von außen in unzureichenden Worten zu beschreiben, und ich habe die Hoffnung, dass ich dieses Können bei der Überarbeitung auf den ersten Teil übertragen und natürlich auch für weitere Projekte mitnehmen kann.

Auch ohne NaNo wird es für den Roman weitergehen, mein Ziel ist, ihn bis Ende Januar zu beenden. Der nächste Roman klopft zaghaft an meine Schädeldecke und lässt mich nachts mein Licht noch mal einschalten, um Sätze und Gedanken zu notieren, und während ich anfangs noch nicht einmal ansatzweise wusste, wie ich die Idee umsetzen will, formiert sich zumindest die formale Struktur nach und nach, und wenn ich einen roten Faden finde, werde ich mich irgendwann auch daran setzen, eine Storyline bzw. einen Plot zu schreiben.
Bisher hat das Schätzchen den netten Arbeitstitel „das verfluchte Buch“, weil es sich mir aufdrängt, ohne sich bisher wirklich zu offenbaren. Aber es wird, es wird. Und irgendwann bekommt es auch einen netteren Namen!

Und dann ist da noch der unfertige Roman aus dem August, den ich gerne Ende Dezember zu einem Wettbewerb einreichen möchte. Bedeutet, dass dieser absolute Priorität hat. Und ich muss mich dringend durch die Anmerkungen meiner Betaleserin wurschteln und meine neuen Fähigkeiten des „show, don’t tell“ dann auch hier ausprobieren. Ich fürchte, auch diese Story braucht noch mal eine Politur des Plots, bevor ich sie neu schreiben bzw. umarbeiten kann. und ja, das wird Arbeit. Aber ich bin masochistisch genug, es versuchen zu wollen.