2014 liegt in den letzten Zügen – noch etwas mehr als 24 Stunden, dann steht ein nagelneues Jahr vor der Tür.
Zeit für ein kleines Resümee: Ich habe in diesem Jahr schreiberisch auf voller Linie versagt – und trotzdem viel gelernt.
Wie das?
Versagt: Den T12 nicht geschafft (Tintenzirker wissen, worum es geht: Ein Jahresziel von mindestens 250.000 Wörtern knacken), den NaNo nach etwa 20.000 Wörtern abgebrochen und heftig gezweifelt, ob ich überhaupt noch schreiben kann.
Festgestellt, dass meine Texte (da zitiere ich mal eine Leidensgenossin) in meinem Kopf ein wunderbarer bunter 3D-Film sind und auf dem Papier eine schlechte schwarz-weiß-Werbung für den Film.
Ich habe ein paar Tage sehr ernsthaft und emotionslos darüber nachgedacht, das Schreiben als Hobby an den Nagel zu hängen.
Aber da sind Geschichten in mir, die erzählt werden wollen. Und wie soll ich ihnen sagen, dass sie leider zum Tode verurteilt sind, weil ich mal wieder aufgebe, anstatt zu lernen? Als Kind wollte ich immer alles sofort können und war regelrecht wütend, wenn es nicht klappte.
Die Wahrheit ist: Ich bin kein Kind mehr. Und ich muss endlich begreifen, dass manche Dinge einen langen Lernprozess erfordern.
Also habe ich mich – auch dank Majas wunderbaren Neuerungen – doch wieder für den T12 angemeldet. Weil ich ohne das Schreiben nicht vollständig bin. Und weil ich mich endlich disziplinieren will. Anstatt abends eine Folge einer Serie zu schauen, schreibe ich dann eben. Oder morgens beim ersten Kaffee, wenn ich zwar noch nicht wach bin, aber noch genug in der Traumwelt, um von dort Wörter zu stehlen.
Ich habe mich eingehend damit befasst, woran es meinen Texten mangelt, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich zu sachlich seziert beschreibe und zu wenig Atmosphäre schaffe, zu wenig Emotionen transportiere. Hin und wieder gelingt es mir, aber nicht immer.
Dann habe ich das Buch, das ich gerade mit wachsender Begeisterung lese, mit anderen Augen gelesen, habe mir angeschaut, wie die Autorin macht, was sie macht – und kam zu dem Schluss, dass sie die Welt mit anderen Augen betrachtet, so als sähe sie die Dinge zum ersten Mal. Sie zieht Vergleiche, die mir Gänsehaut bereiten, weil sie so toll und wahr und ungewöhnlich sind.
Nein, ich werde sie nicht kopieren, das könnte ich gar nicht, aber vor allem will ich das auch nicht. aber ich lerne von ihr (und von anderen) und habe heute die erste Szene meines neuen Romans (von dem ich schon etwa 6000 Wörter im Urlaub in Schweden geschrieben habe, die ich bewusst nicht noch mal anschaue) geschrieben. Aus der Perspektive, die ich am wenigsten in Betracht gezogen hätte – und siehe da: Anscheinend war das genau der Blickwinkel, den diese Szene brauchte. ich bin mit diesen gut 500 Wörtern zufrieden, und das ist ein ganz neues Gefühl.
Also dann: Auf in den T12 2015, in ein neues Schreibabenteuer mit täglichen Herausforderungen, mit Monatschallenges und mit jeder Menge Spaß, aber auch Schweiß, Blut, Tränen und Flüchen. Letztlich gehören diese zu jedem Job dazu, also auch zu dem des Autors.